Der Angestellte ist König

Der Angestellte ist König
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Von einem Machtgefälle ist nicht viel übrig geblieben: Ging früher ein Bewerber als Bittsteller zu einem möglichen neuen Arbeitgeber, müssen sich Firmen heute mindestens – so sehr bei ihren potenziellen neuen Mitarbeitern bewerben.

Einst galt das amerikanische Prinzip hire & fire als Quintessenz des Kapitalismus: Personal holt man sich, wenn es gerade gebraucht wird, und man wird es ebenso schnell wieder los, wen es seine Schuldigkeit getan hat.

Damit würde heute kaum noch ein Unternehmen lange überleben. Denn in vielen Branchen sind die Angestellten das Unternehmen. Ihr Know-how und ihr Engagement machen den Unterschied zu den Mitbewerbern. Gerade auch aus diesem Blickwinkel ist das Schweizer Instrument der Kurzarbeit genial. Es hilft, eine vorübergehende Krise durchzustehen, ohne dass eine Firma das wichtigste Kapital, das Wissen seiner Belegschaft, aufgeben muss. Denn nicht nur die Namen in der Kundenkartei, auch die Namen auf der Lohnliste sind der Schlüssel zum Erfolg. Der Mitarbeiter ist der wahre König – oder die Königin. Daher wundert es nicht, das kleine wie grosse Firmen allerlei Anstrengungen unternehmen, das Arbeitsverhältnis für die eigenen Mitarbeiter so angenehm und erfüllend wie nur möglich zu machen.

Der Arbeitsplatz als Wohlfühloase? Tatsächlich gibt es Bürolandschaften von trendigen Tech-Firmen, die an einen Abenteuerspielplatz für ewige Kinder erinnern – offenbar funktioniert das als Brutstätte für clevere Ideen. So weit mit oft sehr vordergründigem Verhätscheln des eigenen Personal gehen Ostschweizer KMU nicht – auch, weil die Mitarbeiter wohl einigermassen skeptisch auf solche Avancen reagieren würden.

«Der War for Talents hat bald alle Branchen erfasst.»

Sinnhafte Tätigkeit

Die wichtigsten Motivations-Trigger für qualifizierte Mitarbeiter haben aber einen direkten Bezug zu ihrem Tun. Das wissen nicht zuletzt Personalvermittler und Headhunter, die Firmen bei der Suche nach den idealen Angestellten unterstützen: Erschöpfte sich die Sinnhaftigkeit der Arbeit früher darin, am Ende des Monats einen Lohn nach Hause tragen zu können, so möchte das Personal von heute gerne eine bessere Welt schaffen – oder zumindest einen kleinen Zipfel davon etwas schöner machen. Einen Lohn wollen sie freilich auch heute noch.

Doch auch wenn die Chefs ihre Angestellten auf Händen tragen und alle Wünsche von den Lippen ablesen, bedeutet dies noch nicht, dass das Arbeitsleben ein konfliktfreier Kindergeburtstag geworden ist. Von der Bewerbung bis zur Kündigung können viele Fehler passieren, die allenfalls ein juristisches Nachspiel zur Folge haben können. Grosse Wertschätzung für die Mitarbeiter ersetzt ein formal korrektes Arbeitsverhältnis nicht.

Text: Philipp Landmark

Bild: 123RF

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