Thurgau und St.Gallen im Mittelfeld

Thurgau und St.Gallen im Mittelfeld
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Eine Studie der UBS untersucht die Wettbewerbsfähigkeit der Kantone in verschiedensten Dimensionen – in der Endabrechnung schneiden die üblichen Verdächtigen am besten ab.

Der Kantonale Wettbewerbsindikator 2021* der UBS untersucht Kantone in acht Dimensionen: Wirtschaftsstruktur (auch als Indikator einer künftigen Wachstumsdynamik), Innovation (als Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit), Humankapital (besser ausgebildete Bevölkerung generiert höhere Wertschöpfung), Arbeitsmarkt (Ausschöpfung des wirtschaftlichen Potenzials), Erreichbarkeit (schneller Zugang zu Infrastruktur und Märkten), Einzugsgebiet (wie viele Personen – Lieferanten, Arbeitskräfte, Kunden – können Standort in einer definierten Zeit erreichen), Kostenumfeld (Mieten, Energie, Löhne, Steuern), Staatsfinanzen (schlanke Verwaltung, hoher Investitionsanteil).

National mittig, international top

Nicht überraschend gelten auch im Ranking der UBS die Kantone Zug, Basel-Stadt und Zürich als die wirtschaftlich fittesten im relativen Vergleich zu den anderen Kantonen. Die Ostschweizer Kantone folgen ab dem Mittelfeld: Thurgau und St.Gallen auf den Plätzen 12 und 13, Appenzell Ausserrhoden auf Platz 17, Appenzell Innerrhoden auf Platz 20. Untersucht wurde in der Studie auch das regionale Wirtschaftspotenzial innerhalb der Kantone. Hier zeigt sich ins-besondere im Kanton St.Gallen ein deutlicher Unterschied zwischen der wirtschaftlichen fitten Achse St.Gallen–Wil und dem beschaulicheren Toggenburg. Die Studienautoren der UBS weisen darauf hin, dass die Schweiz insgesamt zu den wettbewerbsfähigsten Ländern gezählt werde, weshalb auch jene Kantone, die im Kantonalen Wettbewerbsindikator tiefe Werte erreichen, im internationalen Vergleich durchaus kompetitiv seien.

Die Resultate der einzelnen Kategorien

Bei der Wirtschaftsstruktur ist der Thurgau zwar grundsätzlich breit aufgestellt, der Anteil von Dienstleistung und Handel ist aber deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt. Mit 54 von 100 Punkten landet der Kanton im hinteren Drittel, knapp überholt von Appenzell Ausserrhoden (56 bzw. 54 Punkte). St.Gallen schafft es in dieser Betrachtung mit 76 Punkten ins vordere Mittelfeld, Appenzell Innerrhoden ladet mit 14 Punkten fast am Schluss.

Um die Innovationskraft zu ermitteln, wurden die angemeldeten Patente und die Gründung von Firmen und Start-ups betrachtet. Der Thurgau erreicht in dieser Kategorie 18 von 100 Punkten. Ins Gewicht fällt beim Thurgau auch, dass alle namhaften Forschungs- und Entwicklungspartner der Ostschweiz nicht auf Thurgauer Boden sind.

Mit Institutionen wie der Empa und den Standorten Rapperswil, Buchs und St.Gallen der Fachhochschule Ost, dem Kantonsspital St.Gallen oder der HSG verfügt der Nachbarkanton über namhafte Forschungs- und Entwicklungspartner, trotzdem landet auch St.Gallen mit 20 von 100 Punkten hinten im Ranking. Appenzell Ausserrhoden kommt auf 19, Innerrhoden als vorletzter Kanton auf 12 Punkte.

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Die Betrachtung des Ausbildungsstands unter Humankapital nimmt unter anderem auch die Nettowanderung von Studienabgängern auf. Hier zeigt sich, dass der Braindrain Realität ist. St.Gallen (27) Thurgau (23) und Innerrhoden (1) liegen im letzten Drittel bzw. fast am Schluss (den meistens der Jura bildet). Appenzell Ausserrhoden mit 34 Punkten positioniert sich etwas besser – wohl auch als Wohnstandort für gut ausgebildete Leute aus der Agglomeration St.Gallen. An der Spitze dieser Wertung stehen Zug und Basel-Stadt mit 100 und Zürich mit 95 Punkten.

Trotz hoher Erwerbsquote kommt der Thurgau in der Dimension Arbeitsmarkt nur auf einen Platz im Mittelfeld, mit 76 Punkten gleich wie St.Gallen. Hier wirkt sich aus, dass im Thurgau die jüngeren Arbeitskräfte knapp werden. Appenzell Ausserrhoden kommt auf 52 Punkte – während Appenzell Innerrhoden hier mit 100 Punkten als Leader glänzt.

Die Wegzeit zu regionalen Zentren, Flughäfen oder Universitäten ist bei der Erreichbarkeit relevant, hier hängt der Thurgau die restliche Ostschweiz ab und schafft es mit 61 von 100 Punkten gerade noch in die erste Hälfte des Tableaus, St.Gallen folgt sechs Plätze weiter hinten mit 57 Punkten, Ausserrhoden kommt auf 48, Innerrhoden auf 32 Punkte. Die Ostschweizer Klagen über mangelnde Verkehrsanbindungen haben also einen realen Hintergrund. An der Spitze steht übrigens Basel-Stadt vor Genf und Zürich, das Schweizer Wirtschaftszentrum, das auch ein Referenzziel ist, kommt mit seinen systematischen Verkehrsbehinderungsmassnahmen nur auf 83 Punkte.

 

Das Einzugsgebiet der Ostschweizer Kantone ist erwartungsgemäss nicht mit Spitzenreiter Zürich zu vergleichen, Thurgau mit 28 und St.Gallen mit 27 Punkten fallen dennoch deutlich ab, die beiden Appenzell noch mehr (Ausserrhoden 14, Innerrhoden 2).

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Staatsfinanzen, wo die Ostschweizer Kantone gut abschneiden, hier ist Appenzell Innerrhoden mit 100 Punkten Klassenbester, bereits mit sattem Abstand auf den Zweiten (Schwyz, 90). Der Thurgau kommt mit 86 Punkten knapp nicht aufs Podest, St.Gallen (76) und Appenzell Ausserrhoden (70) liegen auch noch in der ersten Hälfte der Rangliste.

Auch beim Kostenumfeld grüsst Appenzell Innerrhoden mit 100 Punkten von der Spitze, Ausserrhoden und Thurgau liegen noch im ersten Drittel (84 bzw. 83), St.Gallen fällt mit 65 Punkten etwas zurück. In dieser Kategorie kann Zürich verständlicherweise nicht glänzen und landet mit 4 Pünktchen auf dem vorletzten Platz, das Schlusslicht gehört Bern mit Zero Points. Auf Deutsch: Hier ist einfach alles teuer – und die Steuern sind hoch.

* Ein neuer UBS-Wettbewerbsindikator erscheint unmittelbar nach Publikation dieser Ausgabe

Text: Philipp Landmark

Bild: Pixabay

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