St.Gallen

Zukunft Flugplatz Altenrhein: Aufbruch oder Abbruch?

Zukunft Flugplatz Altenrhein: Aufbruch oder Abbruch?
Lesezeit: 6 Minuten
Der Flugplatz Altenrhein steht vor einer ungewissen Zukunft. Sollte das Entlastungspaket 2027 des Bundes durchkommen, müsste der Flugplatz Altenrhein dichtmachen. Doch so einfach gibt man nicht auf – und entsprechend luden die Gegner zur Pressekonferenz.

Text: Fabian Alexander Meyer

Stilecht zwischen Oldtimern situiert fanden sich am Dienstag, 13. Mai 2025, zahlreiche Vertreter aus den Medien, Politik und Wirtschaft im FFA Altenrhein ein, um gemeinsam zahlreichen Referaten zu lauschen.

Den Anfang machte Philipp Köppel, Kantonsrat und Präsident der PGLR (Parlamentarische Gruppe Luft- und Raumfahrt). «Wir stehen klar hinter dem Flugplatz Altenrhein.  Wir brauchen ihn, da er eine Schlüsselinfrastruktur darstellt.»

Warum braucht es dazu die PGLR?

«Wir fungieren als Sprachrohr der Branche und sorgen dafür, dass die Anliegen und Bedenken Gehör finden.» Mit dem Rheintal habe man ein wirtschaftliches Juwel, entsprechend müsse man jetzt die Zügel in die Hand nehmen und politisch die richtigen Impulse setzen, damit der Flugplatz Altenrhein auch in Zukunft bestehen bleibt.

«Die Wettbewerbsfähigkeit der Region muss sichergestellt und internationale Zusammenarbeiten gepflegt werden.» Der Flugplatz Altenrhein macht genau das möglich und stellt daher eine besonders wichtige Stütze der Ostschweizer Industrie dar.

Philipp Köppel
Philipp Köppel

Loyalität gefragt

Als Nächstes war Thomas Krutzler, Geschäftsführer von People's Airline, an der Reihe. Er sprach aus Sicht von People’s, der Flugplatz-Airline. «Wir haben einen hohen Leistungsdruck im täglichen Betrieb. Das erfordert viel Moral, Motivation und auch Loyalität von den Mitarbeitern.» Und doch haben sie jetzt mit dem Entlastungspaket 2027 des Bundes mit einer Planungsunsicherheit zu kämpfen, die sich gewaschen hat.

«Wir müssen uns zwangsläufig die Frage stellen, ob es einen Aufbruch oder einen Abbruch gibt. Wir brauchen ein starkes Commitment, damit wir auch in Zukunft weiterhin wirtschaften können.» Kurz: Die Zukunft des regionalen Flughafens steht auf der Kippe.

Doch wie sieht die Ausgangslage aus?

Der Bund will mit dem sogenannten Entlastungspaket 2027 die Beiträge für bestimmte regionale Flughäfen streichen. Darunter auch jene für Altenrhein. Seitens Krutzler spricht man dabei von einer Existenzgefährdung. «Die Streichung der Bundesbeiträge würde zum Aus dieses Platzes und damit zum Verlust der Schlüsselinfrastruktur führen.»

Das Sparpaket wirft dunkle Schatten voraus. Im Sommer sollte die Piste eigentlich saniert werden, dafür ginge der Flugplatz drei Wochen dicht. Doch mit der Unsicherheit im Rücken ist man vorsichtig mit Investitionen. «Daher haben wir vorerst alle Investitionen gestoppt.» Wird es den Flughafen also nicht mehr lange geben? Das weiss man noch nicht. Doch seitens People’s gibt man sich zaghaft zuversichtlich. «Wir vermarkten uns so, dass es uns noch lange geben wird.»

Bergrennen Hemberg 25  eastdigital breakfast, 22.05.2025  

Versteckte Mehrkosten

Schliesslich sei man ein wichtiger Standort für Staatsflüge und verzeichne diese Woche für Woche. Es brauche den Flugplatz für einen zukunftsgerichteten Wirtschaftssektor.

Doch Krutzler sieht auch ein klares Problem. Es hört auf den Namen «Skyguide». «Die dortige Kostenentwicklung ist nämlich intransparent. Konkret kamen Mehrkosten von einer Viertelmillion Franken auf uns zu.»

Thomas Krutzler
Thomas Krutzler

Einziger Flughafen mit Linienverkehr

Roland Müller vom FFAC (Foundation for Aviation Competence) musste zuerst einmal etwas klarstellen. «Der Flugplatz Altenrhein ist der einzige Flugplatz mit Linienverkehr. Hier fliegen also nicht nur Hobbypiloten ab und an eine Runde, sondern es gibt auch richtigen Flugverkehr mit Maschinen aus dem Ausland.»

Dementsprechend schwierig zeichnete sich in der Vergangenheit daher die richtige Konzessionierung des Flugplatzes Altenrhein. Gegründet wurde dieser nämlich bereits 1926, damals allerdings noch ohne eine Konzessionierung. Die rechtlichen Details bis in die heutige Zeit würden dabei aber den Rahmen springen.

Probleme über Probleme

Fakt ist: Die aktuelle Ausgangslage für den Altenrhein ist derzeit unbefriedigend. Westwindlagen nehmen zu, das Floating für den Tageslärmpegel ist ungenügend und die Schliessung über den Mittag sowie an diversen Feiertagen sind nicht mehr zeitgemäss und verursachen Leerflüge. Dazu kommen auch noch die zu kurzen Betriebszeiten, die Geschäftsflügen einen Strich durch die Rechnung machen.

Auch Österreich wird immer mehr sauer. Denn auch für sie wirkt sich diese Art des Betriebes aus und bis heute konnte noch keine konsensfähige Lösung gefunden werden, was von Österreich 2023 sogar beanstandet wurde. Was also muss geschehen? Die Verhandlungen rund um die Änderungen eines entsprechenden Staatsvertrages dauern an. Eine abschliessende Lösung konnte noch nicht gefunden werden. Doch das macht die jetzige Ausgangslage nicht einfacher.

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Roland Müller
Roland Müller

Vorarlberg hat Freude am Altenrhein

Matthias Mayr von der Wirtschaftskammer Vorarlberg klärte aus Vorarlberger Sicht auf. «Uns ist der Flugplatz ein riesiges Anliegen. Und auch wenn er theoretisch auf eurem Gebiet liegt, bezeichnen wir Vorarlberger ihn gern als unseren Flugplatz.»

Vorarlberg kommt eine wichtige Rolle im Ganzen zuteil. Viele Leute verlassen sich auf Altenrhein, wenn es um Linienflüge in den Urlaub oder beispielsweise nach Wien geht. Man sei das einzige Bundesland, das keinen eigenen Flugplatz habe. «Der Flugplatz Altenrhein ist für uns also gleichbedeutend mit Zeitersparnis.»

Zeitersparnis inwiefern?

Für viele Dinge ist das Flugzeug am schnellsten. Dies zeigte Mayr anhand einer einfachen Rechnung. «Angenommen ich komme von Vorarlberg aus nach Wien. Mit der Fahrt nach Altenrhein, dem Flug nach Wien und dem Taxi vom Flughafen ins Hotel komme ich auf eine Dauer von etwa drei Stunden.»

Mit dem Zug hätte Mayr neun Stunden. «Und bei meinen 190 Zentimetern kann ich nicht mal in Ruhe im Schlafabteil schlafen!» Die Körpergrösse mal aussen vor, würde der Wegfall des Altenrheins also eine Steigerung von sechs Stunden betragen.

«Und wenn ich mit dem Auto nach Kloten fahre und dort den Flieger nehmen würde, wäre ich in sechs Stunden da. Sie kennen Zürich und die Autobahn natürlich.»

Kurz: Die Lösung Altenrhein ist zeitlich gesehen am besten. Mit dem Wegfall des Flugplatzes würde auch ein ordentlicher Teil der Standortattraktivität flöten gehen.

Matthias Mayr
Matthias Mayr

Rheintal unter den Top Ten

Einen spannenden Einblick lieferte sodann auch Andreas Wittmer von der Universität St.Gallen. Er zeigte auf, wie sich die Passagierzahlen entwickelt haben – und welche Klientel und welche Branchen durch die Rheintaler besonders bedient werden. Das Ergebnis erstaunte viele Anwesende nicht schlecht.

«Das Rheintal ist unter den Top Zehn Hightechstandorten in ganz Europa. Und in der Schweiz sind wir sogar die zweistärkste Exportregion.» Das schlage sich auch auf den Flugplatz Altenrhein aus: «Die Bewegungszahlen nehmen ab, die Passagierzahlen nehmen zu. Es werden also immer mehr Passagiere betreut.

Unternehmertag Vaduz  

Millionenschaden

Der Flugplatz Altenrhein und seine Lage und Bedeutung für die nationale und internationale Wirtschaft können dabei nicht wichtig genug sein. «Sollte der Flugplatz eingestellt werden, würde uns dies zehn Millionen Franken kosten – denn das ist der Gegenwert der Reisezeit der Industrie.» Als ob diese Zahl an sich nicht schon hoch genug wäre, pochte Wittmer auch darauf, dass Österreich einen entsprechenden Ersatz haben wollen würde. Nicht auszudenken, was für finanzielle Folgen dies für den Kanton hätte.

Interessanterweise sind es aber nicht nur Wirtschaftsleute, die hier Halt machen. Es sind auch Fussballvereine wie der BVB. «Der BVB trainiert hier in der Nähe und benutzt den Flugplatz Altenrhein für die Reise. Und auch aus Italien kommen Vereine.»

Das Interessante: In italienischen Magazinen wird das Rheintal mit dem Flughafen häufig als prädestinierte Reisedestination beschrieben – halt eben, weil alles so kompakt ist. «Wenn der Flugplatz eingestampft werden würde, würde die Region also einen wichtigen Aspekt verlieren.»

Andreas Wittmer
Andreas Wittmer

Die Ostschweiz und die Raumfahrt

Zum Abschluss sprach Hanspeter Keel von der OST noch über die Raumfahrt und wie diese mit der Ostschweiz in Verbindung steht. «Über unseren Köpfen findet derzeit eine Revolution statt. Da oben wird alles mit Satelliten zugepflastert.»

Für diese Entwicklung verantwortlich zeichnen  China, die USA – und nicht zuletzt auch die Ostschweiz. «Bereits jetzt gibt es eine riesige Anzahl an Arbeitsplätzen, welche mit der Raumfahrt in Verbindung stehen. Huber+Suhner zum Beispiel. Ohne all diese Arbeitsplätze geht in der Raumfahrt nichts.»

Ein Beispiel.

Vor Kurzem unternahm ein Rapperswiler eine Weltumseglung mit einem Boot. Nur dank Satelliten konnte er seine ganze Reise in den sozialen Medien teilen. «Die Satellitenkommunikation ist auf dem Vormarsch. Braucht es bald keine Masten mehr?» Fakt ist jedenfalls: «Der Weltraum kennt keine Grenzen – und die Ostschweiz auch nicht.»

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Warum kann sich Altenrhein nicht selber finanzieren und ist auf den Bund angewiesen?

Diese Frage stellten wir Thomas Krutzler bereits früher in einem Interview.

Das Problem liegt vor allem bei der Flugsicherung: «Skyguide teilt uns gegen Ende Jahr mit, was für Dienstleistungen sie verrechnen und wie viele diese kosten werden. Wir nehmen die Anfluggebühren ein und diese werden dann gegengerechnet. Es entsteht eine Unterdeckung.»

Anschliessend kommt der Bund ins Spiel: Durch die Mineralölsteuer, welche vom Bund gedeckt wird, kann die Unterdeckung gedeckt werden. Krutzler ist ein Aspekt besonders wichtig: «Das Geld kommt nicht aus der öffentlichen Hand. Der Luftverkehr finanziert sich selbst. Dennoch ist der Flughafen auf die derzeitige Finanzierungsstruktur angewiesen – und könnte ohne sie nicht überleben. Ohne Flughafen gibt es auch keine Airline.»