Wie wirken sich Spannungen und Pandemie auf Schweizer Unternehmen in China aus?

Seit 2018 werden von der Universität St.Gallen (HSG) in Zusammenarbeit mit Schweizer Partnern und Institutionen Studien zu den chinesisch-schweizerischen Wirtschafts-, Handels- und Investitionsbeziehungen erstellt, darunter auch Analysen zum bilateralen Freihandelsabkommen (FHA). Ziel dieser Arbeit ist es, der Schweizer Wirtschaft und der Schweizer Öffentlichkeit im Allgemeinen eine Orientierung zu bieten.
Schwindendes Vertrauen in unternehmerische Sicherheit
Die erste Umfrage für das Jahr 2022 verzeichnete einen der höchsten Werte für das Vertrauen der Unternehmen seit 2006. Anfang 2022 war das durch die Pandemie verlorene Wachstum wieder vollständig aufgeholt, und die Schweizer Manager:innen blickten mit Optimismus auf das Jahr 2022. Über 70% der Befragten rechneten mit höheren Umsätzen, und keiner der Befragten erwartete einen Rückgang oder eine Einstellung der Investitionen in China.
Die zweite Umfrage nur wenige Monate später fiel messbar anders aus: Sie zeigte einen drastischen Rückgang des Vertrauens. Nur noch 40% der befragten Unternehmen rechneten gemäss der Umfrage mit höheren Umsätzen und 15% erwarteten einen Rückgang oder eine Einstellung der Investitionen in China. Viele Befragte nannten geopolitische Spannungen als Ursache.
Wettbewerb in China wird zunehmend härter
Wie in den Vorjahren wurden auch in der Umfrage 2022 Fragen zu den Besonderheiten der Geschäftstätigkeit in China gestellt. Ein Ergebnis ist, dass Schweizer Unternehmen mit einem immer härteren Wettbewerb konfrontiert sind, den 60% der Befragten als grösste Herausforderung bezeichnen. Die Aufrechterhaltung eines Schweizer Wettbewerbsvorteils in China ist wichtig: Welches sind also die Schweizer Erfolgsfaktoren, die sie von anderen Ländern auf dem chinesischen Markt unterscheiden? Die Antwort ist: Die hohe Qualität (80%) und eine starke Marke (57%).
Dr. Patrick Ziltener, einer der Hauptautoren der Studie und Mitglied des HSG-Verwaltungsrats, vertritt die Ansicht, dass westliche Firmen bei ihren Geschäften in China unter zwei unterschiedlichen Bedingungen agieren: «Einige Firmen befinden sich in Gebieten, in denen sie mit einem roten Teppich empfangen werden, während andere mit strengeren Vorschriften konfrontiert sind».
Dr. Tomas Casas, Direktor des China Competence Center (FIM-HSG), betont, dass China für 67% der Befragten zu den drei wichtigsten Auslandsmärkten gehört. «Während dieses Jahr ein turbulentes Jahr war, blicken wir alle auf 2023 und hoffen, dass ein starker Aufschwung ähnlich wie im Jahr 2021 bevorsteht», sagt Casas.