Solide Banken trotz Turbulenzen

Solide Banken trotz Turbulenzen
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Die Bilanzsumme liegt erstmals über 15 Milliarden Franken, die Ausleihungen wachsen um 300 Millionen, das Anlagegeschäft floriert und damit kommt die Ertragsdiversifizierung voran: Trotz Coronakrise präsentierten die Thurgauer Raiffeisenbanken an ihrer Halbjahresmedienkonferenz einen um fünf Prozent höheren Bruttogewinn.

Ein halbes Jahr, nachdem Reto Inauen das Präsidium des Verbands Thurgauer Raiffeisenbanken übernommen hat, erläuterte er nach herausfordernden Monaten das Geschäftsergebnis mit einem Bruttogewinn von gut 44 Millionen Franken. An der Halbjahresmedienkonferenz am Donnerstag, 13. August 2020, im Wellnesshotel Golfpanorama in Lipperswil ging er mit Hoteldirektor Alexandre Spatz auf die Covid-19-Überbrückungskredite ein: Vom Gesamtwachstum der Ausleihungen von 300 Mio. Franken machen die Covid-19-Überbrückungskredite rund einen Drittel aus. Die Thurgauer Raiffeisenbanken haben von März bis Juli rund 1‘200 solcher Kredite ausbezahlt. Der durchschnittliche Covid-19-Kredit liege bei 97‘000 Franken.

Eine Sorge weniger

Inauen erklärte, warum gerade ein Hotel für die diesjährige Medienorientierung ausgewählt wurde: «Gastronomie und Hotellerie gehören zu den am meisten betroffenen Branchen während des wirtschaftlichen Stillstands und waren entsprechend für die schnelle Hilfe über die vom Bund verbürgten Überbrückungskredite dankbar.» Seine Einblicke in diese Wirtschaftszweige hätten gezeigt, dass auch finanziell gut aufgestellte Betriebe – wie beispielsweise das Wellnesshotel Golfpanorama – froh waren darum: «Sie können die schwierige Zeit mit einer Sorge weniger überstehen.»

Zum Glück habe sich aber auch gezeigt, dass die Kreditbeantragung in etlichen Fällen nur vorsorglichen Charakter gehabt habe. Reto Inauen führte zudem aus, dass über die Kapitalbeschaffungs-Plattform lokalhelden.ch Thurgauer Firmenprojekte mit weiteren 42‘000 Franken unterstützt werden konnten.

Covid-Kredit lindert Situation

Hoteldirektor Alexandre Spatz ist auch Präsident des Regionalverbands Hotellerie Ostschweiz. Er führte aus, dass die Ostschweizer Hotellerie dankbar sei, auf Covid19-Überbrückungskredite zurückgreifen zu können. Die Situation sei «eine der grössten Herausforderungen und ein Weckruf für die Hotelbranche». Die Covid-19-Kredite hätten dazu beigetragen, die einschneidende Situation zu lindern, auch in Lipperswil. Spatz lobte die Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank Tägerwilen, deren Verantwortliche direkt und lösungsorientiert gehandelt hätten. Der Kredit könne wie vereinbart zurückbezahlt werden, da die Verschuldung in den vergangenen Jahren reduziert worden sei.

Allerdings betonte er, dass die «Welt nicht mehr ist, wie’s immer war». In der Hotellerie bestehe deshalb die Gefahr, dass sich einzelne Betriebe weiter verschulden: «Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es entweder sehr gut oder sehr schlecht aus.» Ein grosses Hotelsterben befürchte er aber nicht. Betriebe in Randregionen hätten an Beliebtheit gewonnen. Beim Wellnesshotel Golfpanorama zahle es sich aus, dass man seit jeher nicht nur auf Business- oder Seminargäste sondern auf den gesamten Schweizer Markt und damit auch auf Freizeitaktivitäten gesetzt habe.

 

Erfolgreich trotz Zinsdruck

Holderegger erläuterte die Kennzahlen des konsolidierten Thurgauer Raiffeisen-Halbjahresergebnisses. Er ist Bankleiter der Raiffeisenbank Tägerwilen und im Vorstand der Thurgauer Raiffeisenbanken verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Kundeneinlagen seien nochmals deutlich gestiegen und zwar stärker als die Kundenausleihungen. Die Hypothekarforderungen seien trotz der Coronakrise weiter moderat gestiegen. Dies zeige, dass die Thurgauer Raiffeisenbanken gut unterwegs seien und gerade in dieser ausserordentlichen Lage grosses Vertrauen genössen. Das Kerngeschäft sei zufriedenstellend verlaufen: Die Erträge aus dem Zinsgeschäft seien praktisch unverändert geblieben – und dies trotz der anhaltenden Tiefzinsphase und des harten Konkurrenzumfelds, das nur noch eine minimale Zinsmarge zulasse.

Der Bruttoertrag stieg insgesamt auf über 89 Millionen Franken und der resultierende Bruttogewinn fällt mit gut 44 Millionen Franken fünf Prozent höher aus als in der Vorjahresperiode. Dies liege mitunter an den erfreulichen Erträgen aus dem Kommissions- und Handelsgeschäft, erklärte Holderegger. Insbesondere habe das Anlagegeschäft in der turbulenten Börsenphase dank guter Produkte im Bereich der Vermögensverwaltung ausgezeichnet abgeschnitten. Das Aufwand-Ertragsverhältnis habe weiter auf 50 Prozent verbessert werden können, was im Branchenvergleich ein überdurchschnittlich guter Wert sei.

Immobilienmarkt bleibt stabil

Mit Blick auf das Kerngeschäft der Raiffeisenbanken informierte Inauen über den Zustand des Thurgauer Wohneigentumsmarktes, der kaum von der Coronakrise betroffen sei. Dies belegte er mit der aktuellsten Immobilienstudie seiner Bankengruppe für den Thurgau. Die Bautätigkeit habe zwar spürbar nachgelassen. Die Preise seien aber «sehr stabil» und das Gesamtvolumen aller Eigentumsübertragungen liege auf dem Niveau des Vorjahres.

Eigentum bleibe dank tiefen Finanzierungskosten beliebt, sagte Inauen, gab aber zu bedenken: «Aufgrund des hohen Preisniveaus und der hohen Tragbarkeitsanforderungen ist das Potenzial für weiteres Wachstum beschränkt.»

Auf dem Bild von links: Hoteldirektor Alexandre Spatz und die Raiffeisen-Vertreter Dominik Holderegger und Reto Inauen.