KMU zwischen Leidenschaft und Leadership
Text: pd/stz.
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Am Freitag nach der OLMA trafen sich zum 22. Mal Führungskräfte aus Klein- und Mittelunternehmen (KMU) zu «ihrem» Schweizer KMU-Tag, diesmal moderiert von Miriam Rickli.
Gastgeber Tobi Wolf präsentierte die Ergebnisse der jährlichen KMU-Tag-Studie. Ein zentrales Ergebnis: Über 70 Prozent der befragten Führungskräfte sind überzeugt, dass Emotionen im Geschäftsalltag heute eine deutlich grössere Rolle spielen als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig fühlen sich fast 80 Prozent der Mitarbeiter auf den unteren Führungsebenen nur gering emotional an ihr Unternehmen gebunden – ein deutliches Signal für den Handlungsbedarf in Schweizer KMU.
KMU zwischen eigener Spur und internationalen Herausforderungen
In ihren Auftritten beleuchteten Tourismuspionier André Lüthi und Ex-Diplomat Thomas Borer die Bedeutung gelebter Leidenschaft und die Herausforderungen durch globale Machtpolitik und boten den Gästen wertvolle Impulse für die Zukunft.
André Lüthi (Globetrotter Group AG) nahm das Publikum mit auf eine emotionale Reise. Unter dem Titel «Gelebte Leidenschaft» plädierte er für mehr Mut, die eigene Spur zu ziehen und sich nicht nur an Lehrbüchern zu orientieren. Die wichtigste Aufgabe eines Vorgesetzten sei es, «ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter selbst motivieren können».
Anschliessend holte Thomas Borer die Teilnehmer in die harte Realität der Weltpolitik zurück. Der ehemalige Diplomat analysierte die «Auswirkungen der geopolitischen Herausforderungen auf die Schweizer KMU». Er beschrieb die aktuelle Weltlage als «raues Meer», das geübte Seefahrer erfordere. Insbesondere die Politik von US-Präsident Donald Trump und die damit verbundenen Zölle stellten für Schweizer Exporteure eine grosse Herausforderung dar.
Borer kritisierte, dass die Schweiz es versäumt habe, ein verlässliches Netzwerk in den USA aufzubauen. Auch das komplexe Verhältnis zur EU, die zwischen unverzichtbarem Partner und bürokratischem Riesen changiere, beleuchtete er kritisch. Sein Fazit: Schweizer KMU müssen agil bleiben, Risiken breit streuen und sich auf eine zunehmend unberechenbare Welt einstellen.
Kuori gewinnt den Startup-Pitch
Die Inspiration Session prägten erneut drei starke Startup-Pitches. David Geisser (Zatap) zeigte, wie Produkte zum digitalen Dialogkanal mit Fans werden.
Christina Stahl (Ameli Zurich) verband Design, Funktion und Female Empowerment. Sarah Harbarth (Kuori) präsentierte «Biomaterialien gegen Mikroplastik». Per Publikums-Voting gewann Kuori den inoffiziellen «KMU-Tag Startup Award».
KMU-Talk: Emotionen als «Geschäftsmodell»
Ein weiteres Highlight des Programms war der KMU-Talk: Mit Michel Péclard, dem als «Gastrokönig vom Zürichsee» bekannten Unternehmer, und Sandra-Stella Triebl, Gründerin der Business-Plattform «Ladies Drive», trafen zwei Persönlichkeiten aufeinander, die Emotionen nicht nur zulassen, sondern aktiv als Kern ihrer Geschäftsmodelle nutzen.
Michel Péclard gab faszinierende Einblicke in seine Führungsphilosophie, die auf Vertrauen, Mut und radikalen Anreizsystemen basiert. Sein «Umsatzlohnmodell», bei dem Mitarbeiter direkt am Erfolg partizipieren und Spitzenlöhne erzielen können, führe zu einer unternehmerischen Haltung im Team.
«Es ist plötzlich nicht mehr meine Firma, es ist plötzlich seine Firma», erklärte Péclard. Krankheitsbedingte Ausfälle seien praktisch auf null gesunken.
Sandra-Stella Triebl, die «Queen of Networking», hob die wachsende Bedeutung emotionaler Intelligenz in einer zunehmend digitalisierten Welt hervor. Sie plädierte dafür, im Geschäftsleben authentisch zu sein und Emotionen als menschliche Stärke zu begreifen.
«Wir müssen anerkennen, dass wir soziale und emotionale Tierchen sind», so Triebl. Sie stellte das Konzept einer «To-Be-Liste» vor, die Unternehmen und Führungskräfte dazu anregt, sich nicht nur zu fragen, was sie tun, sondern wer sie sein wollen.
Zum Schluss: «Never give up»
Den krönenden Abschluss und emotionalen Höhepunkt des Tages bildete die Keynote von Joey Kelly. Der Musiker («The Kelly Family») und Extremsportler fesselte das Publikum mit seinem Vortrag «No Limits – Wie schaffe ich mein Ziel?».
Anhand seiner unglaublichen Erfahrungen – von der Südpol-Expedition bei minus 40 Grad über das «Race Across America» bis hin zu einer Wanderung quer durch Deutschland für nur 9,24 Euro – zeigte er auf eindrückliche Weise die Kraft mentaler Stärke, Disziplin und eines unerschütterlichen Willens.
Kelly zog Parallelen zwischen den Herausforderungen im Extremsport und dem unternehmerischen Alltag. Sein Credo «Never give up» wurde zur zentralen Botschaft des Nachmittags.
«An keiner Tagung sind sich die Schweizer KMU näher»
Der nächste Schweizer KMU-Tag findet am Freitag, 23. Oktober 2026, statt.
Organisiert wird die Tagung seit 2003 vom Schweizerischen Institut für KMU und Unternehmertum an der Universität St.Gallen (KMU-HSG) und von der Kommunikationsagentur alea iacta ag. Der Schweizer KMU-Tag steht unter dem Patronat des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), von economiesuisse, der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell und des Kantonalen Gewerbeverbands St.Gallen.
Unterstützt wird der Anlass durch langjährige Hauptsponsoren, denen KMU-Anliegen sehr wichtig sind: Raiffeisen, OBT, Abacus und Swisscom.