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Jessica Arzner-Häny übernimmt Häny AG

Jessica Arzner-Häny übernimmt Häny AG
Jessica Arzner-Häny
Lesezeit: 6 Minuten

Jessica Arzner-Häny hat per 8. September die Häny AG von ihrem Vater Eduard Häny übernommen. Arzner-Häny besitzt das Joner Familienunternehmen, das sich als Systemanbieter für Pumplösungen etabliert hat, nun als sechste Generation.

Eduard P. Häny tritt nach vielen Jahren im Dienst des Familienunternehmens in den Ruhestand und übergibt die Häny AG aus Rapperswil-Jona an seine Tochter Jessica Arzner-Häny. Arzner-Häny führt das Traditionsunternehmen mit über 140-jähriger Geschichte in enger Zusammenarbeit mit ihrer Mutter Sabina Häny, die bereits seit 2008 als CEO die operative Leitung innehat.

Jessica Arzner-Häny hat 2013 ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Luzern abgeschlossen. Bereits seit 2009 ist sie Mitglied des Verwaltungsrats der Häny AG und damit seit Jahren eng in die Firmenführung eingebunden. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Zu ihrer neuen Rolle als Firmeninhaberin sagt sie: «Ich habe das Glück, dass ich dank der jahrelangen Arbeit meiner vorhergehenden Generationen auf einem sehr guten und stabilen Fundament aufbauen kann. Insbesondere mein Vater hat Ausserordentliches geleistet und ich möchte ihm für sein Vertrauen danken. Nun darf ich voller Energie und mit viel Herzblut eine gesunde, agile und moderne Firma übernehmen und freue mich sehr darauf, sie in die Zukunft zu begleiten.»

«Meine Dualität zeichnet mich aus»

Jessica Arzner-Häny hat per 8. September 2021 die Häny AG von ihrem Vater Eduard Häny übernommen. Was nach simpler Nachfolgeregelung klingt, ist ein neues Kapitel in der bemerkenswerten Geschichte einer Schweizer Traditionsfirma. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Werdegang, der engen Zusammenarbeit mit ihrer Mutter und CEO Sabina Häny und ihrer Zukunftsvision.

Jessica Arzner-Häny, Sie sind seit dem 8. September die neue Inhaberin der Häny AG. Wie haben Sie sich auf diese Aufgabe vorbereitet?

Jessica Arzner-Häny: Die Firma war, seit ich denken kann, immer Gesprächsthema Nummer 1 an unserem Familientisch. Mein Vater hat sie ja bereits von seinen Eltern übernommen und mein Bruder und ich sind damit gross geworden. Mit 22 bin ich in den Verwaltungsrat eingetreten, aber trotzdem konnte ich mir lange nur schwervorstellen, wie es wäre, die Firma einmal zu übernehmen. Dass ich heute an diesem Punkt stehe, war ein langer Weg – aber ein äusserst lohnenswerter. Meine Eltern sind mir auf diesem Weg immer unterstützend zur Seite gestanden. Nun darf ich voller Energie und mit viel Herzblut eine gesunde, agile und moderne Firma übernehmen und freue mich sehr darauf, sie in die Zukunft zu begleiten.

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Wie sah dieser Weg denn aus? Welchen beruflichen Werdegang haben Sie gemacht?

Mich haben Menschen schon immer interessiert. Ich habe mich deshalb nach der Schule für eine Ausbildung als Pflegefachfrau HF mit Schwerpunkt Psychiatrie entschieden und dann noch ein Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Luzern angehängt. Anschliessend war ich zumeist in Wohnheimen für sucht- und psychisch kranke Menschen als Sozialarbei-terin tätig. Aber so sehr ich auch die Arbeit mit Menschen liebe, so richtig habe ich meinen Platz in der Sozialarbeit nie gefunden.

Woran lag das?

(Lacht) An meinen Arbeitsstellen kam mir oft mein angeborener Unternehmergeist in die Quere. Ich denke sehr strukturiert, sehe überall Verbesserungsmöglichkeiten und ungenutz-tes Potential. In solchen Situationen kann ich einfach nicht still sein und eckte damit regel-mässig an. Ausserdem war es oft schwierig für mich, meine zwei Identitäten unter einen Hut zu bringen, diejenige der Sozialarbeiterin und diejenige der Unternehmerin. Früher haderte ich sehr mit der vermeintlichen Unvereinbarkeit dieser zwei Welten, heute ist mir bewusst, wie sehr sie sich gegenseitig bereichern.

Was bringt Ihnen diese Ausbildung für ihre jetzige Rolle? Wäre es nicht sinnvoller ge-wesen, Sie wären Ingenieurin geworden?

Ich bin sicher, dass mich genau diese Dualität heute auszeichnet. In meiner Funktion als So-zialarbeiterin habe ich extrem viel über Konflikte und schwierige Situationen gelernt. Stress-situationen bringen mich nicht so leicht aus der Fassung und ich habe ein ausgezeichnetes Gespür für Kommunikation. Um die Häny AG erfolgreich zu führen, muss ich keine Spezialis-tin für Pumpsysteme sein, wir haben ja die besten Profis dafür bereits in der Firma. Meine Aufgabe ist die langfristige Führung des Unternehmens. Dabei geht es um Entscheidungen, Weitsicht und die Menschen, die darin arbeiten. Ich weiss, wie man mit Menschen umgehen muss. Das bildet nach meiner Meinung eine gute Grundlage für wichtige Entscheidungen. Und am Ende ist ja nicht die Ausbildung entscheidend, sondern das Herzblut, mit dem man eine solche Aufgabe angeht, und davon habe ich eindeutig genug.

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Was macht die Häny AG eigentlich genau?

Wir sind ein Systemanbieter für Pumplösungen. Dabei umfasst das Leistungsspektrum den gesamten Wasserkreislauf vom Trinkwasser bis zur Abwasserentsorgung. Das schliesst ins-besondere die kommunale und industrielle Wasseraufbereitung ein, viele unserer Kunden in unserem Kernmarkt Schweiz sind Gemeinden und Städte. Auch erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind Themen, die uns beschäftigen, wir entwickeln und produzieren zum Beispiel Turbinen zur Stromerzeugung in Rein- und Abwasseranlagen. Ein weiterer wichtiger Bereich sind Pumpen im Bereich Haus- und Gebäudetechnik sowie unser schweizweit auf-gebautes Servicenetz, welches unseren Kunden 365 Tage im Jahr zur Verfügung steht. Wir sind ausserdem ein weltweit führender Hersteller von Injektionssystemen, die zum Beispiel im Tunnelbau im Einsatz sind. Und nicht zuletzt ist eine unserer Kernkompetenzen die Bera-tung und Planung. Wir stellen also nicht mehr jede Pumpe selber her, sondern kombinieren bestehende Produkte anderer Hersteller mit spezialisierten Eigenentwicklungen.

Ihre Mutter, Sabina Häny, ist CEO der Häny AG. Wie eng ist ihre Zusammenarbeit?

Sehr eng. Wir telefonieren mehrmals wöchentlich, oft täglich. Die Firma ist ein grosser Teil ihres Lebens – und meines Lebens ja auch, dieses Thema nimmt einfach viel Platz ein (lacht). Meine Mutter ist in ihrem Job sehr engagiert und ist in der Branche sehr stark veran-kert. Es wird gemeinsam mit dem Verwaltungsrat eine meiner grössten und wichtigsten Auf-gaben im nächsten Jahr sein, jemanden zu finden, der sie würdig ersetzt, denn sie wird sich in näherer Zukunft aus dem operativen Geschäft zurückziehen

Eine Frau als Firmeninhaberin, eine weitere als CEO – befürworten Sie eine Frauen-quote?

Wir haben sogar eine Frauenmehrheit im Verwaltungsrat der Häny AG! Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass Frauen füreinander einstehen sollten. Aber ich bevorzuge Frauen nicht um jeden Preis und bin deshalb einer Quote gegenüber kritisch. Frauen sollen nicht nur des-halb eingestellt werden, weil sie Frauen, sondern weil sie die beste Besetzung für eine Posi-tion sind. Man findet übrigens sehr wohl fähige Frauen für anspruchsvolle Positionen in der Wirtschaft, manchmal muss man nur ein bisschen länger beziehungsweise gezielter suchen. Ich befürworte allerdings anonymisierte Lebensläufe ohne Fotos

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Sie sind nicht nur ausgebildete Sozialarbeiterin und Firmeninhaberin, sondern seit et-was mehr als einem Jahr auch Mutter. Die nächste Generation ist also schon gesi-chert?

Ich mache mir ehrlich gesagt heute schon Gedanken darüber. Wenn mein Sohn irgendwann in meine Fusstapfen treten möchte, würde mich das freuen. Ich will da keinerlei Druck auf-bauen, aber mir ist wichtig, dass er früh miteinbezogen wird. Auch bei uns wird ja am Fami-lientisch über die Firma gesprochen – nicht ausschliesslich, aber regelmässig. Mein Mann verfolgt zwar eine andere Karriere, hat aber die Häny AG quasi mitgeheiratet und unterstützt mich bedingungslos. Unser Sohn wird deshalb wohl einfach reinwachsen, so wie ich. Mein grösster Wunsch ist es unbedingt, dass die Häny AG in Familienbesitz bleibt. Die Firma ist ein Stück unserer Geschichte und deshalb ist auch ein Verkauf für mich unvorstellbar.

Welche Ziele und Visionen haben Sie für die Häny AG?

Ich habe ja das Glück, dass ich dank der jahrelangen Arbeit meiner vorhergehenden Gene-rationen auf einem sehr guten und stabilen Fundament aufbauen kann. Insbesondere mein Vater hat Ausserordentliches geleistet. Dafür bin ich sehr dankbar. Nun suche ich nach ei-nem Weg, wie ich mich selbst noch stärker in die Firma einbringen kann. Ich möchte Mög-lichkeiten finden, meine soziale Ader mit meinem Unternehmertum zu verbinden. Ich interes-siere mich zum Beispiel sehr für Nachhaltigkeitsthemen. Warum soll ich nicht meine Möglich-keiten für einen positiven Einfluss hier oder sonst irgendwo auf der Welt nutzen? Erneuer-bare Energien, Nachhaltigkeit, soziales Engagement und wirtschaftlicher Erfolg schliessen sich nicht gegenseitig aus, im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass dies die Zukunft ist. Ich bin voller Energie und Tatendrang und freue mich sehr auf die Aufgabe, die vor mir liegt.

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