Bauprojekte und ein Alpaufzug

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Auf dem Schienennetz zwischen Teufen und St. Gallen werden derzeit mehrere Bauprojekte der Appenzeller Bahnen umgesetzt. Nebst Bauarbeitern und Projektleitern wirkt im Moment auch ein Künstler auf der Baustelle: Im Ruckhaldetunnel entsteht ein 700 Meter langer Alpaufzug.

Durchschnittlich stehen täglich gegen 100 Leute im Einsatz, sodass die vielen Bauarbeiten rechtzeitig abgeschlossen werden können. Die Koordination der Baustellen ist komplex, der Zeitplan straff. Ab September finden Testfahrten statt. Am 7. Oktober fährt der erste «Tango»-Zug fahrplanmässig durch den neuen Ruckhaldetunnel.

Seit dem 3. April und noch bis am 6. Oktober 2018 ist die Bahnstrecke zwischen St.Gallen und Teufen unterbrochen. Für die Fahrgäste stehen Bahnersatzbusse im Einsatz. Auch für die Automobilisten entlang der Strecke ist deutlich erkennbar, dass bei den AB einiges in Bewegung ist. «Mehr als die Hälfte der halbjährigen Streckensperrung ist geschafft. Wir sind sehr zufrieden, wie wir mit den Bauarbeiten vorankommen. Es freut uns, ab Oktober unseren Fahrgästen die modernen Appenzeller Bahnen präsentieren zu dürfen.», so Thomas Baumgartner, Direktor der Appenzeller Bahnen.

Während der halbjährigen Sperre erfolgen der Zusammenschluss der Strecken St.Gallen-Appenzell und St.Gallen-Trogen im AB-Bahnhof St.Gallen, die Fertigstellung des Ruckhaldetunnels, die Erneuerung der Kreuzungsstelle Liebegg sowie die Verlängerung und der Ausbau der Haltestelle Lustmühle. Gleichzeitig werden die Haltestellen Riethüsli, Lustmühle und Sternen behindertengerecht neu- bzw. umgebaut. Ebenso erfolgten der Abbruch der alten und die Erstellung der neuen Eisenbahnbrücke über die Oberstrasse.

Lustmühle und Liebegg: Kreuzungsstellen für höhere Fahrplanstabilität

Bei der Haltestelle Lustmühle wird eine neue Kreuzungsstelle in Richtung Teufen gebaut. Dort werden sich ab dem Fahrplanwechsel die Züge begegnen. Die bestehenden Gleisanlagen wurden entfernt, eine Stützmauer gebaut und neue Gleise verlegt. Über 6'000 m3 Aushubmaterial transportierten zahlreiche Lastwagen von der Baustelle ab. Mehr als 400 m3 Konstruktionsbeton sichern in Form von Stützmauern Hang und Gleise. Auch die Haltestelle Lustmühle bekommt ein neues, modernes Gesicht und wird den neuen Zügen angepasst. Dazu gehört die Perronerhöhung. Sie erleichtert den Ein- und Ausstieg für Gehbehinderte sowie für Fahrgäste mit Velo, Koffer oder Kinderwagen wesentlich.

Die Anlagen bei der 70 Meter langen Kreuzungsstelle Liebegg erreichten teilweise das Ende der Lebensdauer. Sie müssen ersetzt werden. Die neuen Gleise und Weichen wurden versetzt eingebaut und eine Hangsicherung (Seite Brandtobel) erstellt. «Die grössten Herausforderungen in diesem Abschnitt sind der kleine Abstand zwischen Strasse und Schiene sowie die zehn Bahnübergänge », so Bruno Huber, Teilprojektleiter Liebegg. Die Montage der Sicherungsanlagen und Bahnübergänge erfolgt in den nächsten Wochen. 1'780 Meter Kabelkanäle wurden in der Liebegg für die neuen Anlagen verlegt. Die inhaltliche und zeitliche Koordination mit allen beteiligten Fachdiensten und Unternehmen ist der wichtigste Erfolgsfaktor, damit die Neubaustrecke am 7. Oktober 2018 für die Fahrgäste zur Verfügung steht.

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Der längste Alpaufzug geht durch den Ruckhaldetunnel

Ein 700 Meter langer Alpaufzug, der von St.Gallen Richtung Appenzellerland geht, entsteht in diesen Tagen im neuen Ruckhaldetunnel. Der Künstler Pirmin Breu – bekannt für seinen «Alp-Auf-Zug» – plant das aussergewöhnliche Projekt seit rund einem Jahr. «Zur Hilfe habe ich in einem ähnlichen Tunnel Tests gemacht und bin durchgefahren», so der Künstler mit Appenzeller Wurzeln. Diverse Gegebenheiten beeinflussen das Gelingen: die Grösse der Figuren, die Geschwindigkeit des durchfahrenden Zuges, die Lichtverhältnisse und letztlich auch die zeitliche Abstimmung mit den Bauarbeiten im Tunnel.

Gute Vorbereitung sei das A und O. So hat Pirmin Breu Schablonen vorbereitet, mit welchen er und sein Team die Wandbemalung anbringt. Rund 250 Figuren werden es sein – die Ziegen voraus und der Bless zuhinterst, dazwischen alle Figuren des traditionellen Alpaufzugs. «Ich spüre einen gewissen Druck und gleichzeitig grosse Vorfreude, bis ich das erste Mal mit dem Zug durch den Tunnel fahren kann, um die Wirkung des Alpaufzugs zu testen», erzählt der Künstler.

Durch den Ruckhaldetunnel an die neue Haltestelle Riethüsli

Nach dem bergmännischen Tunnelanstich im August 2016 beim Nordportal erfolgte ein rascher Fortschritt mit Sprengvortrieb im kompakt anstehenden Fels auf einer Strecke von rund 320 Metern. Ab Anfang 2017 folgte der weitere Vortrieb, wie auch von Süden her, im feinkörnigen Lockergestein. Nach einer Bauzeit von rund einem Jahr ist der Durchstich im 700 Meter langen Tunnel Ruckhalde gelungen. In rund 16 Meter unter der Teufenerstrasse haben sich die Tunnelbauer von Norden und von Süden die Statue der heiligen Barbara am 20. Juli 2017 überreicht. An der tiefsten Stelle des Tunnels misst der Abstand zur Erdoberfläche 45 Meter; dies entspricht der Höhe des Gebäudes des Bundesverwaltungsgerichtes.

 Nachdem der Ausbau und die Verkleidung der Tunnelröhre im Frühling 2018 abgeschlossen wurden, erfolgten die Montage der Fahrleitung, der Einbau der Bahntechnik sowie die Verlegung der Gleise. Durch den Bau des Ruckhaldetunnels wurden mehrere Bahnübergänge aufgehoben. Nach der Fahrt durch den neuen Ruckhaldetunnel, welche rund 50 Sekunden dauern wird, erreichen die Fahrgäste die neue Haltestelle Riethüsli. Diese liegt näher beim Buswendeplatz sowie an der Gewerbeschule, was für die Passagiere kürzere Gehdistanzen bedeutet.

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Neue Linienführung erfordert Korrekturen bei Güterbahnhof- und Oberstrasse

Im April 2018 wurde die alte Eisenbahnbrücke über die Oberstrasse in St.Gallen zurückgebaut. Aufgrund der neuen Linienführung musste eine neue Brücke erstellt werden. Derzeit werden die Schalung und das Lehrgerüst aus Stahl, welches für den Bau der neuen Eisenbahnbrücke benötigt wurde, ausgebaut. Zusammen mit der Brücke werden auch die Stützmauer Grünhaldenstrasse sowie die Wanne Güterbahnhofstrasse erstellt. All diese Korrekturen sind für die neue Linienführung durch den Ruckhaldetunnel notwendig.

Von Appenzell über St.Gallen direkt nach Trogen

Am AB-Bahnhof St.Gallen entsteht ein Durchgangsbahnhof. Die neu durchgehenden Verbindungen von Appenzell über St.Gallen nach Trogen haben den Vorteil, dass einheitliches Rollmaterial zum Einsatz kommt. Dadurch wird der Betrieb für Kundinnen und Kunden komfortabler. Die Verbindungen ins Stadtzentrum sind umsteigefrei. Die durchgehende Linienführung wird mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018 Realität. Viele Vorbereitungsarbeiten rund um den AB-Bahnhof St.Gallen konnten bereits während des Bahnhofplatzumbaus durchgeführt werden. Die Haltestelle ist denn auch Teil des Gestaltungskonzepts am Bahnhofplatz und fügt sich ins Gesamtbild ein. Für den Zugang für Fahrgäste aus Richtung St.Leonhard-Strasse entsteht ein neuer Bahnübergang.

Alle Bauprojekte befinden sich terminlich und finanziell auf Kurs.

Die neuen «Tango»-Züge

Die neuen «Tango»-Züge ermöglichen Menschen dank dem Niederflureinstieg ein einfaches, ebenerdiges Einsteigen in den Zug. Von einem entspannten Einstieg profitieren auch Personen mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollkoffern. Auch der Transport von Fahrrädern wird erleichtert. Auf der Strecke Trogen-St.Gallen-Appenzell werden ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 durchgehend 1.-Klasse-Abteile angeboten. Das elegante Design und die indirekte Beleuchtung versprechen ein komfortables Fahrerlebnis.

Die Züge sind 52.6 Meter lang, haben 147 Sitzplätze (davon 12 in der 1. Klasse) und 218 Stehplätze. Lieferantin ist die Stadler Rail AG. Ein erster «Tango» wird ab Mitte August 2018 zwischen Appenzell und Teufen unterwegs sein, die weiteren Fahrzeuge werden laufend in den Fahrgastbetrieb genommen. Seit April finden Testfahrten statt und die «Tangos» sind bereits auf der Strecke sichtbar.

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Appenzellerland tanzt Tango: Eröffnungsfest am Samstag, 6. Oktober 2018

Am Samstag, 6. Oktober 2018 zwischen 10.00 und 18.00 Uhr, bitten die Appenzeller Bahnen zum Tanz. Die Bauarbeiten werden dann abgeschlossen und die neuen «Tango»-Züge in Betrieb sein. Geplant sind diverse Schauplätze und Attraktionen zwischen dem Riethüsli und dem AB-Bahnhof St.Gallen:

- Teufen-St.Gallen: Pendlefahrten mit den neuen «Tangos», Extrahalt am Güterbahnhof

- Riethüsli: Ausstellung zum Ruckhaldetunnel des Museumsvereins Appenzeller Bahnen

- Lattich: Diverse Shows rund ums Motto «Appenzellerland tanzt Tango»

- AB-Bahnhof St.Gallen: Showroom, Verkauf Zahnstangen-Zacken der Ruckhalde

- KinoK (Lokremise): Filmvorführung eines Bahnfilms

Detaillierte Informationen zum Programm stehen ab Ende August unter www.modernisierung-ab.ch zur Verfügung.