Altenrhein bringt über 60 Millionen
Die IV Vorarlberg hat die Bedeutung des Flughafens Altenrhein im vergangenen Jahr bereits zweifach in den Vordergrund gestellt:
Erstens im Zuge einer ausführlichen Studie zur Vierländerregion rund um Vorarlberg. Darin wurde untersucht und festgestellt, dass die sechs Teilregionen Vorarlberg, Tirol, Ostschweiz, Baden-Württemberg, Bayern und Liechtenstein gemeinsam die 11grösste Volkswirtschaft der Welt darstellen. 20 Prozent aller Weltmarktführer kommen aus dieser Region. Bereits im Zuge der Präsentation wurde aufgearbeitet, dass für die Intensivierung der wirtschaftlichen Verflechtung in dieser TOP-Region neben vielen anderen Massnahmen die konsequente Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Infrastruktur ein wesentliches Erfolgskriterium ist. Dazu gehört neben der Notwendigkeit einer hochrangigen Strassenverbindung zwischen den Rheintal-Autobahnen auf schweizer und österreichischer Seite, der Ausbau der Schieneninfrastruktur in die Metropolen und ganz wesentlich auch der Ausbau der Flugverbindungen. Also die Anbindung zu grösseren Flughäfen und die Weiterentwicklung regionaler Flughäfen wie Altenrhein.
Zweitens hat die IV-Vorarlberg in ihrem Konzept „Vorarlbergs urbaner Weg“ Lösungsansätze vorgeschlagen, wie urbane Elemente und urbanes Denken den Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort aufwerten können. Dazu fordert sie jedoch ein Umdenken in vielerlei Hinsicht: In der Politik und Verwaltung heisst es etwa Kirchturmdenken zu überwinden – und das gilt diesseits wie jenseits der Grenze. Es heisst mutige Leuchtturmprojekte zur Verbindung von Ballungsraum und Talschaften – eine Stärke der Region – zuzulassen. Und im Bereich der Mobilität heisst es „schneller, mutiger und flexibler“ zu werden. Und das beinhaltet auch die Weiterentwicklung des Flughafens Altenrhein, der für die Unternehmen, für die Mitarbeiter und die Bevölkerung in der Region eine wichtige Rolle spielt – Tendenz steigend.
Die Motivation der Studie ist es daher, die Bedeutung des Flughafens Altenrhein auch in Zahlen deutlich zu machen, um die anstehenden notwendigen Entwicklungen zu unterstützen.
Das Rheintal (Reinhard Frei) – Der gemeinsame Wirtschafts- und Lebensraum
Das Rheintaler Wirtschaftsforum und der Rheintal Unternehmertreff sind ebenfalls an der Weiterentwicklung des gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraum auf beiden Seiten des Rheins sehr interessiert und unterstützen die vorliegende Studie. Das gemeinsame Rheintal wird nicht nur durch 21 Brücken, sondern durch viele weitere – vor allem unternehmerische, kulturelle und gesellschaftliche Initiativen – überbrückt. Eine unternehmerische „Brücke“ stellt der grenzüberschreitende Rheintal Unternehmertreff dar, bei der sich Unternehmer vor zwei Jahren zusammengefunden haben, um grenzüberschreitende Impulse zu geben, gemeinsames Image für den Wirtschaftsstandort Rheintal zu transportieren und eine bessere Vernetzung und besseres Verständnis füreinander zu schaffen.
Inhaltlich werden vor allem Projekte in den Bereichen Verkehr, Kommunikation und Bildung lanciert. Etwa die Wichtigkeit des Autobahn-Anschlusses Schweiz-Österreich, Veranstaltungen im Bildungsbereich zu Grenzüberschreitungen oder die gemeinsame Flughafen-Studie. Aus wirtschaftlicher Sicht steht das grenzüberschreitende Rheintal für 250.000 Arbeitsplätze, 25.000 Unternehmen, hervorragende Ausbildungsstätten und wirtschaftsnahe Forschung. Dafür ist eine optimale Anbindung in jeder Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Der Flughafen Altenrhein leistet dabei als „Luft-Brücke“ in die Welt für die globalisierten Unternehmen eine wichtige Rolle und er dient auch als „Lande-Brücke“, die oft auch von Referenten und Gästen des Rheintaler Wirtschaftsforum benützt wird.
Die Studie (Anna Kleissner) – Untersuchungsgegenstand & Methodik
Die aktuellen Unternehmenskennziffern spiegeln die tatsächliche regionalwirtschaftliche Bedeutung des Flughafens bei weitem nicht wider. Dafür verantwortlich ist zum einen, dass der Flughafen eine sogenannte Querschnittsmaterie darstellt, welche eine Vielzahl unterschiedlicher Branchen – vom Flugbetrieb bis hin zur Autowagenvermietung – umfasst, diese Unternehmen aber nie in Summe betrachtet werden. Darüber hinaus werden nur die direkten Effekte des Flughafens dargestellt. Da dieser über seine vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten allerdings einen wichtigen Bestandteil der regionalen Wirtschaft darstellt, ist es erforderlich, neben den direkten auch die indirekten und induzierten Effekte des Flughafens zu quantifizieren.
Um den Beitrag des Flughafens zur regionalen Wirtschaftsleistung quantifizieren und die Flughafen-spezifischen Verflechtungen mit dem Rest der Wirtschaft darstellen zu können, wurde daher ein so genanntes „Satellitenkonto Flughafen Altenrhein“ entwickelt, aus welchem der unmittelbare, aber auch der mittelbare Effekt auf Wertschöpfung und Beschäftigung der Region – die hier definiert wird als die Ostschweiz, Liechtenstein und Vorarlberg – abgeleitet werden kann. Bisher gänzlich unberücksichtigt bzw. quantitativ nicht erfasst blieb der nutzenstiftende Effekt für den Kunden, d.h. jene Opportunitätskosten, die dem Kunden durch Zeitkostenersparnis gegenüber einem Abflug von Zürich oder bei einer Fahrt mit PKW oder Bahn nach Wien entstehen. Auch dieser Nutzen wurde im Rahmen der Studie erstmals bewertet.
Wirtschaftliche Effekte des Flughafens in der Region (Thomas Bolt)
Der Flughafen Altenrhein ist ein regionaler Wertschöpfungsmotor: Mit jedem am Flughafen erwirtschafteten Euro wird in der Region mehr als ein weiterer Euro an Wertschöpfung ausgelöst. Mit jedem Euro Umsatz am Flughafen Altenrhein werden 84 Cent Bruttowertschöpfung in der Region ausgelöst.
Insgesamt wurde 2016 am Flughafen Altenrhein ein Umsatz von 66,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Dieser führte zu einem direkten Bruttowertschöpfungseffekt in Höhe von 26,55 Mio. Euro.
Dadurch, dass aber in der Region auch Güter und Dienstleistungen eingekauft werden, sorgt der Flughafen bei den Zulieferbetrieben dafür, dass diese produzieren können und dabei natürlich eigene Wertschöpfung erzeugen. Auch diese Zulieferbetriebe kaufen ihrerseits Güter und Dienstleistungen (wie Rohmaterial, Strom, Reinigung, Bürobedarf etc.) von anderen Unternehmen ein, wodurch dort weitere Produktion und damit Wertschöpfung angestossen wird. Das Volumen dieser so genannten indirekten Wertschöpfung entlang der gesamten vorgelagerten Wertschöpfungskette des Flughafens betrug im Jahr 2016 weitere 25 Mio. Euro.
Darüber hinaus müssen auch noch alle diejenigen Aktivitäten hinzugezählt werden, die durch Ausgaben der Lohneinkommen der Flughafen-Beschäftigten und der Beschäftigten der Zulieferbetriebe ausgelöst werden, sowie die sich daran anschliessenden Käufe und Dienstleistungen. Dies sind wiederum der Bäcker, der Metzger, der Coiffeur oder Detailhändler vor Ort, die von den Konsumaktivitäten der Beschäftigten profitieren. Diese auf den Flughafen Altenrhein rückführbaren Effekte belaufen sich in der Region auf weitere 4,21 Mio. Euro.
Der gesamte Wertschöpfungseffekt beträgt somit 55,76 Mio. Euro, was in Bezug auf die direkte Bruttowertschöpfung des Flughafens von 26,55 Mio. Euro einem Wertschöpfungsmultiplikator von 2,1 entspricht. Der Ausgabenmultiplikator (also die gesamte Bruttowertschöpfung vom Gesamtumsatz) beträgt 0,84.
Beschäftigungseffekt
Jeder Arbeitsplatz am Flughafen Altenrhein sichert einen weiteren Arbeitsplatz in der Region
Am Flughafen Altenrhein werden 266 Personen beschäftigt. Zu diesen Beschäftigten kommen weitere 240 Mitarbeiter hinzu, die durch Vorleistungsbezüge ausgelöst werden. Hinzu kommen auch weitere 28 Arbeitsplätze, die über Einkommenseffekte der Beschäftigten vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie generiert werden. Der gesamte, auf den Flughafen Altenrhein zurückzuführende Beschäftigungseffekt beträgt somit 534 Personen, was einem Beschäftigungsmultiplikator von 2,0 entspricht. Die Berechnung auf Vollzeitstellen zeigt ein ähnliches Bild. Zu 196 Vollzeitstellen am Flughafen kommen 199 Stellen bei Zulieferern und 23 Stellen im weiteren Umfeld.
Regionalökonomische Effekte im Vergleich mit Flughafen München
Gemessen an der Bruttowertschöpfung pro Beschäftigtem oder pro Passagier schneidet Altenrhein sehr produktiv ab
Den Vergleich mit grossen Flughäfen, wie hier z.B. München, braucht Altenrhein nicht zu scheuen. Bei ähnlich grossen Multiplikatoren zwischen den Flughäfen zeigt sich vor allem bei der direkt am Flughafen erwirtschafteten Wertschöpfung, dass diese in relativen Grössen, bezogen auf jeden Beschäftigten oder Passagier, in Altenrhein besonders hoch ausfällt. Jeder durchschnittliche Flughafen-Mitarbeiter erwirtschaftet pro Jahr eine Bruttowertschöpfung in Höhe von 99.812 Euro, während die durchschnittliche Produktivität z.B. am Flughafen München rund 23 Prozent geringer ausfällt. Das bedeutet zugleich: Die Jobs am Flughafen sind sicher und nachhaltig, die Region vor Ort wird vom Flughafen langfristig und sicher profitieren.
Die hohe Produktivität ist nicht nur ein Zeichen für die Qualität der täglich von den FlughafenMitarbeitern erbrachten Arbeit; sie zeigt auch, dass man sparsam mit den eingesetzten Ressourcen umgeht und seine Prozesse effizient organisiert hat, damit keine Ressourcen unnötig verschwendet werden. Auch das ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Zeitkostenersparnis (Anna Kleissner)
Passagiere in Altenrhein sparen Zeit! Ein Abflug ab Altenrhein spart – verglichen mit einem Flug ab Zürich – Zeit. Eine deutlich kürzere Anreisezeit (61 Minuten für Passagiere aus Vorarlberg, Süddeutschland und Liechtenstein sowie 29 Minuten für Passagiere aus der Schweiz) verbunden mit kürzeren Stau-, Pufferund Abfertigungszeiten sowie eine um 25 Minuten kürzere Flugzeit wirken sich für die Kunden nutzensteigernd aus. Dieser Produktivitätsgewinn, der sich auf insgesamt 315.000 Stunden jährlich beläuft, kann für alle Passagiere mit 9,6 Mio. Euro bewertet werden.
Noch höher würden diese Werte ausfallen, würde man den Flug ab/nach Altenrhein mit einer Autofahrt oder Zugfahrt ab/bis Wien vergleichen. Der auf eine Geschäftsreise entfallende Produktivitätsgewinn lässt sich mit 296 Euro (verglichen mit der Bahn) oder 209 Euro (verglichen mit dem PKW) beziffern.
Besonders stark in Punkto Zeitersparnis profitieren Vorarlberger
Den grössten Nutzen vom Flughafen Altenrhein in Punkto Zeitersparnis können Vorarlberger für sich verbuchen. Die Zeitkostenersparnis bei jeder Geschäftsreise aus bzw. nach Vorarlberg ermöglicht einen Produktivitätsgewinn von 204 Euro pro Trip. In Summe führen alle Flüge von und nach Vorarlberg insgesamt zu einem Zeitgewinn im Ausmass von 238.000 Stunden mit einem Wert von 6,7 Mio. Euro.
Zusammenfassung und Ausblick (Martin Ohneberg)
Die Studie zeigt die volks- und regionalwirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Altenrhein in Bezug auf Wertschöpfung, Kaufkraft und Beschäftigung. Zusammenfassend lässt sich festhalten:Jeder Arbeitsplatz am Flughafen Altenrhein sichert einen weiteren Arbeitsplatz in der Region.
Jeder Euro am Flughafen generiert mehr als einen Euro in anderen Branchen in der Region.
Gemessen an der Wertschöpfung pro Passagier oder Beschäftigtem ist Altenrhein sehr produktiv.
Der grösste Teil der Wertschöpfung (84 %) wird in der Region wirksam.
Passagiere in Altenrhein sparen Zeit: Der durchschnittliche Produktivitätsgewinn nach/aus Vorarlberg beläuft sich pro Dienstreise auf mindestens 200 Euro.
Aktuell finden einige politische Gespräche mit dem Flughafen Altenrhein statt. Die Interessenvertretungen wurden eingeladen an einer Interessenanalyse vom Kanton St. Gallen und Land Vorarlberg zur regionalen Entwicklungsstrategie mitzuarbeiten. In diesen Prozess bringen sich die heute vertretenen Organisationen konstruktiv und offensiv ein und hoffen auf eine mutige Weiterentwicklung des Flughafen Altenrhein. Denn für alle beteiligten Organisationen ist klar: „Der Flughafen Altenrhein ist für die Region von grosser Bedeutung – regionalwirtschaftlich und volkswirtschaftlich!“
Das Mediengespräch der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg des Arbeitgeberverbands (AGV) Rheintal sowie des Rheintaler Wirtschaftsforums und des Rheintal Unternehmertreff „Die ökonomische Bedeutung des Flughafens Altenrhein für die Region“ fand am Dienstag, 3. Juli, im Flughafen Altenrhein statt. Gesprächspartner waren Martin Ohneberg (2. v. links), Präsident Industriellenvereinigung Vorarlberg (Österreich), Thomas Bolt (2. v.r.), Geschäftsführer Arbeitgeberverband Rheintal (Schweiz), Reinhard Frei (rechts), Rheintaler Wirtschaftsforum + Rheintal Unternehmertreff (grenzüberschreitend FLACH), sowie Studienautorin Anna Kleissner (links), Twin Economics, Köln.