east#digital

«Digital und analog miteinander verbinden»

«Digital und analog miteinander verbinden»
Christian Geiger
Lesezeit: 3 Minuten

Er ist seit fast fünf Jahren im Amt und hat in dieser Zeit einiges bewegt. Die Rede ist von Christian Geiger, dem ersten Chief Digital Officer der Stadt St.Gallen. Im Interview mit east#digital spricht er über Erfolge, Stolpersteine und Stromengpässe.

Christian Geiger, was macht der CDO der Stadt St.Gallen an einem normalen Arbeitstag?
Mein Arbeitstag ist äusserst abwechslungsreich: Videokonferenzen und Treffen zu neuen digitalen Lösungen und laufenden Projekten gehören ebenso dazu wie Ideenworkshops oder die Leitung und Umsetzung eigener Projekte und Initiativen. Neben diesen Themen finden auch Diskussionen zu strategischen Fragestellungen und Gremiensitzungen wie etwa dem Smart City Hub, kantonale Arbeitsgruppen oder auch Treffen der Digitalen Verwaltung Schweiz statt. 

Sie sind seit Oktober 2017 St.Galler CDO. Wie sind Sie zufrieden mit der digitalen Entwicklung der Gallusstadt in dieser Zeit?
Wir dürfen sehr positiv auf die letzten fünf Jahre zurückblicken: Mit der Smart-City-Strategie konnten wir eine wesentliche strategische Grundlage für verschiedene Handlungsfelder (Menschen, Verwaltung, Umwelt/Energie, Mobilität, Wirtschaft und Leben) legen. Aus digitaler Perspektive sind wesentliche grundlegende Projekte umgesetzt worden, wie die Partizipationsplattform, der Chatbot oder die Open-
Data-Plattform. Auch in den anderen Themen wurden innovative Projekte, etwa im Energiebereich, realisiert.

Und welche Projekte haben Ihnen Kopfzerbrechen bereitet?
Jedes Projekt bringt seine eigenen Schwerpunkte und damit auch Herausforderungen mit sich. Sei es die Priorisierung mit der zeitlichen Planung, wann welche Themen «reif» sind, Fragen um die Auswahl der passenden Lösungen, die Kommunikation der Projekte, Themenstellungen um die IT-Security und den Datenschutz, (lizenz-)rechtliche oder auch IT-architektonische Fragen. Auch kommt es vor, dass es bei bestimmten Themen gute Für- und Gegenargumente gibt und Einsatzbereiche genau abzuwägen sind. Ein Beispiel ist hier die Diskussionen um Strahlung und Mobilfunk.

 

  

«Wir dürfen sehr positiv auf die letzten fünf Jahre zurückblicken.»

Wie kommen die Digitalprojekte in der Bevölkerung an, die ja mehrheitlich auch davon profitiert?
Am Beispiel der Partizipation kann man gut aufzeigen, dass wir versuchen, digitale Projekte und analoge Vorgehensweisen miteinander zu verbinden. Es geht immer darum, die Vorteile der beiden Welten miteinander zu verknüpfen. Also beispielsweise einen physischen Dialog zu einem Bauprojekt im Quartier zu führen und gleichzeitig die Vernehmlassung hierzu digital durchzuführen. So können Meinungen persönlich an die Verantwortlichen gebracht und gleichzeitig Rückmeldungen auf digitalem Weg gegeben werden, falls man an einem Abend keine Zeit für die Quartiersveranstaltung hat oder in den Unterlagen bestimmte Dinge nachlesen möchte. Bei den Dienstleistungen ist es beispielsweise so, dass ich eine Wohnsitzbescheinigung über den Chatbot oder ein Formular digital bestellen, aber auch im Rathaus beziehen kann. Mit dieser hybriden Strategie können wir die gesamte Bevölkerung abholen.

Wie ist die Stadt St.Gallen im nationalen und internationalen Vergleich aktuell aufgestellt in Sachen Digitalisierung und digitale Transformation?
Im Bereich der Digitalisierung und digitalen Transformation sind wir auf einem guten Weg. Wir haben als Stadtverwaltung einen Modus gefunden, um mit den aufkommenden technologischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Themen umzugehen, Innovationen umzusetzen und in Projekten zu bearbeiten. Aber klar, je stärker man in einem Thema ist, desto mehr Handlungspunkte kommen auf, die zu bearbeiten sind. Wir arbeiten als Stadt St.Gallen im nationalen und internationalen Vergleich mit sehr beschränkten Ressourcen und versuchen, den optimalen Wirkungsgrad zu erzielen. Die Kooperation mit der Bevölkerung, anderen Städten und Hochschulen ist wesentlich, um gute Ergebnisse zu erreichen.

Aus bekannten Gründen müssten wir demnächst vermutlich vermehrt Strom sparen. Im schlimmsten Fall wird der Strom für eine gewisse Zeit sogar ganz abgedreht. Digitale Tools und Systeme brauchen aber Strom, um zu funktionieren. Wie bereitet man sich als CDO auf ein solches Szenario vor?
Der Bundesrat hat die Bevölkerung und die Unternehmen jetzt schon dazu aufgerufen, Gas und Strom zu sparen. Die nächste Stufe wären Verbrauchseinschränkungen. Bis dahin sind unsere Messsysteme nicht davon betroffen. Sollte es bis zu einer Kontingentierung des Stroms kommen, bereiten wir uns darauf vor, den Strombedarf bei nicht-systemrelevanten Anwendungen zu reduzieren.

Welche Auswirkungen hätten partielle Stromabschaltungen auf die Smart City St.Gallen?
Die zentralen Systeme für die Smart City sind systemrelevant, deshalb wären diese von einer Kontingentierung nicht betroffen. Sensoren laufen grösstenteils im Batteriebetrieb, die eine länger anhaltende Abschaltung überbrücken können.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Thomas Hary

Auch interessant

St.Gallen übernimmt Sternen-Grill am Bellevue Zürich
St.Gallen

St.Gallen übernimmt Sternen-Grill am Bellevue Zürich

St.Gallen soll zum Gesundheitsstandort werden
St.Gallen

St.Gallen soll zum Gesundheitsstandort werden

Ein neues Quartier für 50 Millionen
St.Gallen

Ein neues Quartier für 50 Millionen

Schwerpunkte