St.Gallen

Das Auge isst mit

Das Auge isst mit
Christian Mehling
Lesezeit: 5 Minuten

Christian Mehling ist CEO der Lista Office Group mit Hauptsitz in Degersheim und Produktionswerken in Arnegg und Volketswil. Mitte September organisierte Lista Office LO in ihren Werkhallen in Degersheim ihre zweite «Hausmesse» nach 2021, die «Hello 23». Warum LO dazu 20 Markenhersteller eingeladen hatte, umreisst Mehling im Gespräch. Und er wagt einen Blick ins «Büro der Zukunft».

Text: Stephan Ziegler

Christian Mehling, als Sie 2021 Ihre erste «Fachmesse für die Arbeitswelt von morgen» organisiert haben, steckten wir noch in der Pandemie. Damals wurde prophezeit, dass Homeoffice gekommen sei, um zu bleiben. Ist dem so, arbeiten heute mehr Menschen von zu Hause aus als vor Corona?
Es ist definitiv ein Trend zu mehr Homeoffice festzustellen. Wobei wir auch beobachten, dass die Haltung der Unternehmen dazu geteilt ist. Jedes muss für sich die vielleicht wichtigsten drei Faktoren stets gegeneinander abwägen:  Kosten-Ersparnis, Erwartungen seitens der Mitarbeiter, aber auch die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und -prozesse.

Was bedeutet das für Sie als Büromöbelhersteller?
Insgesamt fühlen wir uns bei den Thesen bestätigt, die wir deutlich vor Corona formuliert haben: Die Arbeitswelten werden viele verschiedene Zonen umfassen, die Digitalisierung verlangt andere Möbelarten, das Verstehen der Prozesse im Zusammenspiel mit den Möblierungen bekommt eine höhere Bedeutung. Dies hat zur Folge, dass der konventionelle, reine Produzent mit dieser Aufgabe oft überfordert ist, da diese Kompetenzen im Unternehmen fehlen.

Dazu kommt, dass durch immer individuelleren Konzepte Massenproduktionen in den Hintergrund treten.
Genau. Nur Hersteller, die das verstanden haben, werden in Zukunft eine Rolle spielen. Wir selbst sind längst nicht mehr reiner Hersteller. Das Unternehmen basiert seit Jahren auf den Eckpfeilern Beratung, Handel, Logistik und eben Produktion.

Wird beim Homeoffice auch Beratung, eine der Kernkompetenzen von LO, verlangt oder bestellt man da die Möbel einfach online?
Man muss erwähnen, dass bei Unternehmen, die Homeoffice verstärkt einsetzen, zunächst einmal Fragen im Unternehmen selbst zu lösen sind: Wie sehen die Meeting-Möglichkeiten aus, will man sog. Shared Desks einsetzen, gibt es verbindliche Regeln für virtuelle und reale Meetings? Gerade dabei ist wesentlich mehr konzeptionell zu berücksichtigen wie in einer konventionellen Arbeitsumgebung. Dementsprechend wichtig ist die Beratung. 

Anders sieht es aus, wenn man ein oder mehrere Büros in einer Firma einrichten oder zeitgemäss gestalten will. Wie gehe ich als Unternehmer vor, um hier das Optimum für meine Angestellten zu erreichen, wie wichtig sind Planung und Beratung?
Die Frage zielt zu sehr nur auf Büros. Wir haben ja bewusst die Segmente Education und Health Care in unser Angebot aufgenommen. Die Beratung und Planung sind elementar. Ohne ein ordentlich erstelltes Konzept kann viel Geld unnötig ausgegeben werden. Wir haben zum Teil zwischen der Beratung und der Auslieferung sogar sog. «Pilotphasen» vorgesehen.  D. h., wenn das Konzept für die Arbeitswelt festgelegt ist, wird in einem Unternehmensteil überprüft, ob sich dies auch in der Praxis bewährt. Wir als Lista Office wollen sicherstellen, dass unsere Kunden die optimale, langfristig wirksame Gegenleistung für ihre Investitionen in Arbeitswelten erhalten.

Hand aufs Herz: Ein Büro soll ja nicht nur praktisch und ergonomisch eingerichtet sein, sondern auch optisch ansprechen. Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht Optik, Haptik, Farben und Design?
Auch dies gilt für alle Arbeitswelten: Man sagt beim Essen «das Auge isst mit», ähnlich ist es bei den Arbeitswelten, wobei hier zu berücksichtigen ist, dass diverse Sinneswahrnehmungen mitspielen, damit eine optimale Arbeitsumgebung entsteht. Und klar ist auch, dass dies am Ende zum gewünschten Erscheinungsbild des Unternehmens passen muss.

  

«Nur Hersteller, die das verstanden haben, werden in Zukunft eine Rolle spielen.»

Wo sehen Sie die künftigen Trends, wohin wird sich das Büro im Betrieb entwickeln?
Wenn man die Vergangenheit betrachtet, waren die Trends meist Evolutionen. D. h. ich gehe davon aus, dass viele Themen, die durch Corona stärker in den Mittelpunkt gerückt sind, weiterentwickelt werden. Die Möglichkeiten der modernen Medien lassen nun mal ganz andere Arbeitsformen zu, die speziell auch für die kommenden Generationen wichtiger sind für die Wahl ihres Arbeitsplatzes.

Wir kommen auch beim Thema Büroeinrichtung 2023 nicht um Diversität und Vielfalt herum. Kann ein vielfältiger und inklusiver Arbeitsplatz, sprich eine integrative und gerechte Umgebung für alle Mitarbeiter, zu besseren Geschäftsergebnissen führen?
Eindeutig ja, dies lässt sich auch durch Untersuchungen und Befragungen stützen, die wir zu dem Thema durchgeführt haben.

Wie schaffen Sie es, diese und andere Trends zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren?
Für uns ist die Nähe zu unseren Kunden ein sehr wichtiger Eckpfeiler des Geschäftsmodells. Diese Kundennähe ermöglicht es, sehr früh ein Gefühl für Strömungen und Trends zu bekommen. Und diese werden dann zwischen insbesondere der Schweizer Entwicklungsmannschaft und dem Vertrieb ausgetauscht und in neue Produktideen übersetzt.

Apropos reagieren: Sie haben mit der «Hello 23» zum zweiten Mal selbst eine Messe organisiert. Die erste entstand, weil die internationalen Fachmessen ausgefallen waren. Jetzt aber sind diese wieder präsent. Warum trotzdem eine zweite «Hello»?
Wir glauben, dass es dieses Format ermöglicht, unsere Arbeitswelten optimal darzustellen und die Kunden sehr gezielt abzuholen. Auf den grossen Messen ist man teilweise erschlagen vom Angebot und man kann leicht den Überblick verlieren. Dazu bot unsere Hello 23 eine gute Alternative.

Und weshalb haben Sie dazu auch Mitbewerber eingeladen?
Wir sind überzeugt, dass Konkurrenz wichtig ist und wir wollen auch unseren Kunden ermöglichen, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir glauben, dass wir uns als LO nicht verstecken müssen und sehen dies als weiteren Ansporn an.

Heisst das, dass man in Zukunft alle zwei Jahre mit einer Fachmesse in Degersheim rechnen darf?
Definitiv ja. Wobei wir uns auch vorstellen können, sie auch mal an einem anderen Ort zu machen, um so etwa den Kunden aus der Romandie eine leichtere Anreise zu ermöglichen. 

Zum Schluss: Wie sehen Sie die «Bürolandschaft Ostschweiz», wenn man so sagen will – hat man bei uns erkannt, wie wichtig ein passendes Büro ist, oder haben wir hier noch Nachholbedarf?
Die Ostschweiz ist bekannt dafür, nicht als «Lautsprecher» aufzutreten. Es gibt ein breites Spektrum an teilweise hochinnovativen Firmen, die die Bedeutung der «richtigen» Arbeitswelt früh verstanden haben und so agieren. Insofern ist man ganz vorn dabei.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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