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Arroganz

Arroganz
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Die Welt geht unter – und zwar bald! Schuld daran ist nicht etwa ein Atomkrieg oder ein Meteoriteneinschlag, sondern das Stimmvolk. Die Idioten vom Land haben das Schicksal der Erde besiegelt.

Auf diese Interpretation könnte man kommen, wenn man die empörte Berichterstattung nicht nur in den staatsnahen Medien nach dem letzten Abstimmungssonntag verfolgt hat. Am 13. Juni hat das tumbe Stimmvieh bekanntlich das CO2-Gesetz abgelehnt. Und damit das Ende der Welt eingeläutet.

Schuld am drohenden Armageddon soll die Landbevölkerung sein: Weil die beiden Agrarinitiativen überdurchschnittlich viele Nicht-Städter mobilisiert haben, hätten die quasi im gleichen Aufwisch auch noch das CO2-Gesetz gebodigt. Wäre es nach den klügeren Städtern gegangen, stände man klima- und umwelttechnisch jetzt nicht vor einem Scherbenhaufen.

Es grenzt schon hart an Arroganz, was einem da aus den Redaktionsstuben vom Leutschenbach, aus Zürich und aus Aarau aufgetischt wird: Die Landbevölkerung überstimmt die urbane, und zwar falsch. Zwischen den Zeilen immer zu lesen: Die wissens nicht besser, die sind nicht so gescheit wie wir in Zürich. Oder Aarau. Oder am Leutschenbach. Dass noch keiner der Besserwisser es gewagt hat, das Stimmrecht nur für gebildete, bunte, urbane Schichten zu fordern, grenzt schon fast an ein Wunder.

«Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.»

Winston Churchill (1874-1965), britischer Staatsmann

Keiner der Kommentatoren ist auf die Idee gekommen, dass das Stimmvolk vielleicht dem rot-grünen Alarmismus nicht ganz so ergeben ist wie sie selbst. Dass vielleicht einige kaum glauben, im Alleingang die Welt retten zu können oder zu müssen – oder gar daran zweifeln, dass der Klimawandel menschgemacht sei.

Das liegt ausserhalb der Denkweise unserer wohlmeinenden Vordenker. Sie führen die verlorene Abstimmung auf Borniertheit und auf Geiz zurück – gebetsmühlenartig wurde wiederholt, dass der simple Schweizer zwar für Klimaschutz sei, aber nur, solange sein Portemonnaie nicht betroffen ist.

Kurz: Der Landmann ist zu dumm und zu geizig, um Klimaschutz ernstzunehmen. Ob wir das Klima überhaupt schützen oder den Klimawandel beeinflussen können – diese Frage hat sich niemand gestellt. Damit dürfte klar sein, welche Sau durchs mediale Dorf getrieben wird, sobald Corona uninteressant geworden ist. Auch mit dem Klimaschutz lässt sich wunderbar die Bevölkerung schrecken, gängeln und bevormunden.

Text: Stephan Ziegler

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