Lieferketten ausser Rand und Band

Lieferketten ausser Rand und Band
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Als Folge der Corona Pandemie sind weltweite Lieferketten gerissen. Unternehmen in der Ostschweiz müssen neben einer generellen Unsicherheit auch längere Lieferfristen und höhere Preise für Vorprodukte in Kauf nehmen –und meistern die Krise dennoch erstaunlich gut.

Mangel – das kannte man aus Erzählungen über den kommunistischen Ostblock, wo die Planwirtschaft es nicht schaffte, die richtigen Produkte in genügender Zahl und befriedigender Qualität herstellen zu lassen. Ganz anders in der Marktwirtschaft: Wenn hier ein Bedürfnis nicht adäquat bedient wird, nutzt früher oder später jemand die sich bietende Chance. Die Aussicht auf ein gutes Geschäft schliesst Versorgungslücken im Handumdrehen. Im globalisierten Welthandel ist in den letzten Jahrzehnten ein extrem engmaschiges, ausgeklügeltes System gewachsen, in dem wie von Zauberhand Rohstoffe, Vorprodukte oder ganze Komponenten zur richtigen Zeit am richtigen Ort angeliefert werden – just in time ist der Schlüsselbegriff, der die internationalen Lieferketten charakterisiert. «Das Lager ist die Strasse» wird gerne salopp umschrieben, dass bestimmte Teile erst genau dann angeliefert werden, wenn sie in einem Werk weiterverarbeitet werden.

Andreas Müller, CEO der DGS DruckgussSysteme AG, mit einem in Winkeln produzierten Fahrzeugteil.
Andreas Müller, CEO der DGS DruckgussSysteme AG, mit einem in Winkeln produzierten Fahrzeugteil.

Warten aufs neue Auto

Eine Ewigkeit auf ein Auto warten? Man erinnert sich an Legenden über die damalige DDR, wo die Menschen erst nach Jahren den heiss ersehnten Trabi erhielten. Im Westen konnte man die schöneren, grösseren, schnelleren Autos sofort aus der Ausstellung kaufen oder individuell ausgestattet innert wenigen Wochen fahren. Und nun: Während der real existierende Sozialismus es nie schaffte, den Kapitalismus zu überwinden, hat ein kleines, fieses Virus die Mechanismen der Marktwirtschaft ausgehebelt und ad absurdum geführt. Wenn unklar ist, ob nun gerade eine Nachfrage besteht oder doch nicht, ob die Kunden zum Anbieter kommen dürfen oder doch nicht, dann liegt bald auch das Angebot im Argen. Die Pandemie führte zu Schliessungen von Fabriken weltweit, auch Häfen löschten und beluden zeitweise keine Schiffe, sodass Produkte möglicherweise noch produziert, aber nicht mehr geliefert wurden. Wenn dann noch das Containerschiff Ever Given den Flaschenhals Suezkanal im März 2021 während einer Woche blockiert und einen Rückstau von Hunderten von Schiffen verursachte, dann sind die weltweiten Lieferketten nachhaltig gestört.

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«Verrückt»

Da die Digitalisierung der Welt weiter vorangeschritten ist, als wir es im Alltag wahrnehmen, führt insbesondere der Mangel an Halbleitern, von Chips, zu enormen Problemen. Wer Halbleiter in Produkte verbaut, kann oft zwischen Pest und Cholera wählen: Entweder ein Jahr auf ein Bauteil warten – oder einem Broker den zehnfachen Preis dafür bezahlen. Mehrere Unternehmer, die für diesen Schwerpunkt befragt wurden, fassten die Situation in einem Wort zusammen: «Verrückt!» Führt man sich all die tatsächlich verrückten Widrigkeiten vor Augen, mit denen die Wirtschaft zu kämpfen hat, dann kann man vor den kleinen und grossen Unternehmen in der Ostschweiz, die mit viel Herzblut, grossem Einsatz und gutem Instinkt durch die Krise navigieren, nur den Hut ziehen.

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