Rentner – eine politische Macht

Es sei daran erinnert, dass die Wahlbeteiligung 2023 im Vergleich zum Wahljahr 2019 mit 46.7 Prozent um 1.5 Prozentpunkte höher ausfiel. Wie üblich absentierte sich aber mehr als die Hälfte aller Stimmberechtigten. Gefragt, warum sie an den Wahlen nicht teilnehmen wollten, antworten 30 Prozent, dass sie an der Politik grundsätzlich kein Interesse hätten, 31 Prozent kannten die von den Parteien vorgeschlagenen Personen nicht und 21 Prozent meinten, Wahlen seien «zu kompliziert».
Absentismus statt Teilnahme
Schade, eine Demokratie lebt von der Teilnahme, der gemeinsamen Gestaltung der Zukunft sowie der Wahl und Abwahl von Parteien und Personen. Auch wenn wir über Sachgeschäfte mehrmals im Jahr an der Urne mitentscheiden können, spielen unsere 246 «Berner Akteure» und unsere Parteien dennoch eine wichtige Rolle. Sie setzen den gesetzlichen Rahmen für unseren Alltag und entscheiden über die staatliche Einflussnahme auf unser Leben.
Regieren die Rentner?
Interessant ist, wer an den Wahlen teilnahm. Mit 60 Prozent lag die Wahlbeteiligung bei der Altersklasse 64plus mit Abstand am grössten. Diese Zahl überrascht. Sie signalisiert, dass in unserem Land die Rentner das Sagen haben. Die Annahme der Volksinitiative für eine 13. AHV-Rente ist somit mehr als erklärbar.
JA zur BVG-Reform
Für die Abstimmung vom 22. September zur BVG-Reform stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese auf die Altersklasse «64plus» hätte. Keine! Ihre Rentenzahlungen aus der zweiten Säule sind gesichert. Bei der Reform geht es viel mehr um die Sicherheit zukünftiger Renten, um Personen mit niedrigen Einkommen oder mit mehreren Anstellungen, um Teilzeitbeschäftigte und, aufgrund ihrer Lebensläufe, vor allem auch um Frauen. Eine Annahme der Vorlage sei empfohlen.
Text: Sven Bradke