Regionale Wirtschaft schwenkt auf Erholungskurs ein

Regionale Wirtschaft schwenkt auf Erholungskurs ein
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Die Weltwirtschaft erlebt einen historischen Einbruch der Konjunktur, der die Exporte der Schweiz und der Ostschweiz in die Tiefe purzeln lassen. Die jüngsten Echtzeit- und Frühindikatoren und der regionale Konjunkturindex der SGKB senden jedoch gewisse Erholungssignale aus.

Die deutsche und die US-Wirtschaft haben im zweiten Quartal den grössten Rückgang des BIP seit dem Zweiten Weltkrieg erlitten. Die Entwicklung des BIP ist jedoch stets ein Blick in den Rückspiegel, mit wenig Aussagekraft für die Gegenwart und die Zukunft. So lautet denn die gute Nachricht: Einige Echtzeit- und Frühindikatoren, wie z.B die Einkaufsmanagerindices, zeigen an, dass die Erholung begonnen hat. Auch in der Schweiz und der Ostschweiz hat sich die Konjunktur nach dem Lockdown aufgebäumt.

Regionaler Konjunkturindex mit positiven Signalen

Der Konjunkturindex für St.Gallen-Appenzell hat den Tiefstand im April durchschritten. Zwar liegt er auch aktuell noch im Minus, aber die Aussichten in der Industrie haben sich wesentlich verbessert. In der Bauwirtschaft liefen die Geschäfte im letzten Quartal gut, hingegen bleiben die Erwartungen von Vorsicht geprägt. Der Detailhandel profitiert von einer Wiederbelebung des Konsums, rechnet aber für die kommenden Monate nur mit einer marginalen Beschleunigung des Aufschwungs. Alles in allem bleibt die Hoffnung bestehen, dass die Konjunktur allmählich wieder Tritt fasst, wobei eine schnelle V-förmige Erholung vom Tisch ist. Der Aufschwung dürfte eher schleppend verlaufen und bestenfalls einem schiefen V ähneln. Dabei sind sich die Unternehmen der grossen Unsicherheiten und der vielen Risiken sehr wohl bewusst.

Aussichten auf dem Arbeitsmarkt bleiben trüb

Die Wirtschaft konnte sich von den Tiefständen befreien und hat den Weg einer Erholung eingeschlagen. Bisher hat sich weder die Arbeitslosigkeit nicht so dramatisch entwickelt noch wurde die Kurzarbeit so expansiv in Anspruch genommen, wie befürchtet werden musste. Dennoch weist die Auswertung der Konjunkturumfrage in der Region St.Gallen-Appenzell darauf hin, dass insbesondere in der Metall- und Maschinenindustrie in den kommenden Monaten mit einem Personalabbau zu rechnen ist. Eine dauerhafte Einschränkung oder sogar Verschärfung der Grenze für Besucher von Veranstaltungen hätte zudem einschneidende Konsequenzen für etliche Dienstleistungsbranchen, vor allem für Sport- und Kulturbetriebe.

 

Historischer Exporteinbruch

Im zweiten Quartal verzeichneten die Exporte der Region St.Gallen-Appenzell einen historischen Einbruch von rund 19 Prozent. Dabei mussten sämtliche Warengruppen ein Minus hinnehmen. Über 20 Prozent betrugen die Einbussen bei den Schwergewichten wie der Maschinen-, der Nahrungsmittel- und der Kunststoffindustrie. Besonders stark zu spüren war die Flaute in den Ländern der Eurozone. So sanken die Ausfuhren nach Spanien und Italien beispielsweise um mehr als 40 Prozent.

Talsohle erreicht

Die Industriefirmen leiden unter dem globalen Nachfragerückgang und sind sowohl mit dem Auftragsbestand als auch mit der Geschäftsentwicklung unzufrieden. Allerdings dürfte die Talsohle erreicht sein, haben sich doch die Zukunftserwartungen aufgehellt. Nach dem Einbruch der regionalen Exporte im zweiten Quartal gehen die Industriebetriebe sowohl von einer Stabilisierung der Ausfuhren, der Auftragsbestände als auch der Produktion aus.

Erholung im Detailhandel

Die Geschäfte im Detailhandel haben sich nach dem tiefen Absturz erholt. Seit Mai sind die Umsätze wieder am Steigen, vorwiegend im Food-Bereich, welcher von der Grenzschliessung bzw. vom ausfallenden Einkaufstourismus profitieren konnte. Im schwer geprüften Non-Food-Bereich machen sich nach dem Ende des Lockdowns gewisse Nachholeffekte bemerkbar. Die Stimmung im Detailhandel hat sich verbessert, aber die Branche schaut dennoch mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Ähnlich wie die Konsumenten, deren Laune sich nach dem Schock zwar erholt hat, aber noch immer schlechter ist als im langjährigen Durchschnitt.

Bauwirtschaft hält sich gut

Die Bauwirtschaft kann sich der generellen Konjunkturabkühlung nicht gänzlich entziehen, navigiert im schwierigen Umfeld jedoch besser als im Vorquartal befürchtet. So haben sich die Bewertungen des Auftragsbestandes und der Geschäftslage wesentlich verbessert. Die Sorgenfalten im Hochbau konnten weitgehend geglättet werden, denn die Nachfrage hat unter dem rezessiven Umfeld kaum gelitten. Im Ausbaugewerbe konnte der tiefe Fall des Geschäftslageindikators gestoppt werden. Rund die Hälfte der Baumeister beurteilen den Geschäftsgang als gut, nur noch 17 Prozent als schlecht. Nicht zufrieden ist die Branche mit der Entwicklung der Erträge, die auch für die anhaltende Skepsis bezüglich der zukünftigen Entwicklung verantwortlich sein dürfte.

Weitere Angaben zu einzelnen Branchen sowie ein Konjunkturvideo finden Sie unter der Konjunkturplattform www.sgkb.ch/konjunktur.