OST leitet Alters-Projekt AGE-INT

OST leitet Alters-Projekt AGE-INT
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2020 bis 2030 werden die «Babyboom-Jahrgänge» in Rente gehen, was zu einer ausgeprägten Bevölkerungsalterung führen wird. Was bedeutet dies für die Schweiz, welche Gefahren drohen, welche Chancen ergeben sich daraus? Diesen Fragen widmet sich das Projekt AGE-INT, welches das IAF Institut für Altersforschung der OST leitet.

Gemeinsam mit der Universität Genf, der Universität Zürich (ZfG), der Berner Fachhochschule (BFH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Künste Südschweiz (SUPSI) und dem Kompetenzzentrum Demenz der OST wurde das Projekt AGE-INT (Internationale Expertise der Schweiz für "Innovative Lösungen für eine alternde Gesellschaft") lanciert. In seiner Grössenordnung und Komplexität dürfte das Projekt in der Schweiz einmalig sein. Insgesamt steht ein Budget von rund sieben Millionen Franken zur Verfügung, das zur Hälfte durch den Bund und zur Hälfte durch Eigenmittel der involvierten Hochschulen finanziert wird.

Demographischen Wandel gut gestalten

Prof. Dr. Sabina Misoch (Bild), Leiterin des Instituts für Altersforschung, IAF an der OST – Ostschweizer Fachhochschule und Projektleiterin von AGE-INT, freut sich auf die Herausforderung: «Besonders ist, dass wir in diesem Vorhaben gemeinsam mit anderen Hochschulen nach Lösungen suchen und nicht isoliert nur mit dem eigenen Know-how arbeiten. Zudem steht uns ein Budget zur Verfügung, mit dem man einiges bewegen kann – diese Chance werden wir nutzen!»

Was dies bedeutet, führt Prof. Dr Misoch aus: «Wir erarbeiten und präsentieren Lösungen, Ideen, Modelle, Strukturen, um die demografische Herausforderung möglichst gut bewältigen zu können. Unsere Forschungsbefunde und Synergien mit unserem Netzwerk sollen älteren Menschen zugutekommen. Jedoch nicht ausschliesslich: wir streben das Eröffnen von gesamtgesellschaftlich förderlichen Perspektiven an. Die Schweiz ist eine der langlebigsten Gesellschaften mit einem hohen Anteil Hochaltriger und den demographischen Wandel müssen wir gut gestalten können. Wir müssen dabei nicht alle Lösungen neu erfinden, weswegen wir im AGE-INT international nach good practice Beispielen suchen. Aber wir müssen letztendlich ein für uns stimmiges Gesamtpaket an Lösungen und Ideen auf die spezifischen Herausforderungen in der Schweiz finden.»

  

Innovative Formate geplant

Dabei ist das Thema hochkomplex: So versteht sich AGE-INT als Impulsprogramm, auch unter Berücksichtigung internationaler Lösungen, das sich sowohl mit technischen Möglichkeiten für ein gutes Leben im Alter (Lead: Institut für Altersforschung der OST), Erwerbstätigkeit im Rentenalter (Lead: BFH), mit Präventions- und Versorgungstrategien und der Technisierung und Digitalisierung der Lebenswelt von Personen mit Demenz (Lead: Kompetenzzentrum Demenz der OST) als auch mit dem Thema Einsamkeit im Alter und neuen Ansäten zur besseren Integration älterer Menschen (SUPSI) auseinandersetzt.

Im Rahmen des Projektes sind unter anderem innovative Formate geplant, beispielsweise eine schweizweite «Technology Roadshow» mit einem barrierefreien Promotion-Anhänger, um älteren Menschen und Interessierten in verschiedenen Städten der Schweiz erlebbar zu zeigen, was es heute im Bereich der «Technologien für Menschen im Alter» schon an Errungenschaften gibt und was sich eventuell bereits in der Entwicklung befindet. Dabei geht es insbesondere darum, die Öffentlichkeit zu informieren, was es beispielsweise für die eigenen Eltern gibt oder für Senioren, die sich aktiv auf ihre «Lebensphase Alter» vorbereiten wollen. Im Rahmen einer Publikumsmesse «Arbeitswelten 65+» können Bevölkerung, Erwerbspersonen 65+, Arbeitgeber, Bildungs- und Forschungsinstitutionen und Politik die vielfältigen Möglichkeiten und Formen der Erwerbsarbeit 65+ erfahren und miteinander ins Gespräch kommen.

Unterstützung durch die Politik

Prominente Unterstützung erhält AGE-INT durch die ehemalige Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sowie den ehemaligen Ständeratspräsidenten Hans Altherr und die ehemalige Nationalrätin Bea Heim, welche sich aktiv im Beirat einbringen werden. Für Prof. Dr. Misoch ist dies ein immens wichtiger Punkt, «bringt es doch nichts, Lösungen zu erarbeiten, von denen niemand etwas weiss».

Dabei sei laut Prof. Dr. Misoch von intensiver und länderübergreifender Arbeit auszugehen, welche sich aber in jeder Hinsicht lohne. So bringe allein die Roadshow viele Menschen in verschiedenen Städten direkt mit dem Thema in Berührung. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, den öffentlichen Diskurs anzuregen und zu fördern sowie mit allen Stakeholdern zusammenzuarbeiten, schliesslich sei der demografische Wandel eine der zentralen Herausforderungen, auf die die Schweiz sich vorbereiten müsse: «Wir können nicht erst anfangen, wenn das Problem da ist. Wir wissen genau was kommt, von daher sollten wir nicht blind, sondern offenen Auges mit konkreten Lösungen diese Herausforderungen angehen.»

Das Projekt wird indes auch nach dem Abschluss weitergeführt werden. So ist zum Beispiel die Weiterführung des jährlichen Awards für Startups angedacht, die sich mit dem Thema «Technologien für die Lebensphase Alter» lösungsorientiert auseinandersetzen.

  

Hintergrund: Demographischer Wandel

In den Jahren 2020 bis 2030 wird die Schweiz, wie andere Industrienationen, eine besonders ausgeprägte Bevölkerungsalterung erleben, weil in diesem Zeitraum die geburtsstarken Babyboom-Jahrgänge in Pension gehen werden. So wird die Anzahl der über 65-Jährigen von 1.5 Mio. (2015) auf 2.17 Mio. (2030) steigen. Zudem hat auch die Zahl der Höchstbetagten eine stark steigende Tendenz: So lebten im Jahr 2019 rund 18'000 Personen im Alter von 95 Jahren oder älter in der Schweiz, davon waren über 1'600 Personen älter als 100 Jahre.