Holzwirtschaft mit Schwung
Die Holzwirtschaft rund um den Säntis will ihr Potenzial noch besser ausschöpfen. Der im März 2018 gegründete Verein «Säntis Innovations-Cluster Holz» lud zum ersten gleichnamigen Forum. Der Verein verfolgt mit seinen Aktivitäten die Vision, die Region rund um den Säntis als Nummer 1 der Welt im Thema Holz zu positionieren. Die Vernetzung der Akteure soll zu einer grösseren Innovationskraft, zu einzigartigen Produkten sowie umfassendem Wissenstransfer und -austausch führen. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit aller Akteure entlang der gesamten Wertschöpfung in der Holzwirtschaft.
Ostschweiz Weltspitze
Für den Präsidenten des Vereins, Stefan Müller, geschäftsführender Inhaber der S. Müller Holzbau, Wil, ist der Innovations-Cluster Liebe auf den ersten Blick. «Das Konzept und die Idee des Vereins überzeugen», führte er in seinen eröffnenden Worten aus. «Die Holzbaubranche muss dranbleiben, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen dabei nicht zu weit und zu komplex denken. Die Problemstellungen liegen oft sehr nah. Die Holzwirtschaft rund um den Säntis ist stark verankert und international hoch angesehen. Ostschweizer Unternehmen gehören zur Weltspitze: vom Engineering über das Design bis zur Ausführung.»
Cluster als Innovationstreiber
Die Kräfte für neue Innovationen zu bündeln und das Know-how verfügbar zu machen, ist Ziel und Zweck des «Säntis Innovations-Cluster Holz». Der Verein will alle relevanten Anspruchsgruppen – Wirtschaft, Unternehmen, Zulieferer, Wissenschaft, Bildung, Forschung, Politik – zusammenführen und gezielt vernetzen. Der Cluster wird so zum Innovationstreiber, der zu einzigartigen Produkten und umfassendem Wissen führt und die Wettbewerbsfähigkeit aller Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Produktionskette stärkt. Dies soll in der Startphase über drei Teilprojekte geschehen (siehe Box).
Mitglieder und Mittel akquirieren
«Der Innovations-Cluster ist ein Rohbau, den die Mitglieder und Partner nun ausbauen », erklärte Martin Antemann, Geschäftsführer des Vereins. «Jetzt geht es darum, über das Dutzend Unternehmen hinaus, das unseren Gründer-Kern bildet, Mitglieder zu akquirieren und die nötigen Mittel für den Aufbau der Angebote und Strukturen zu beschaffen.» Dafür geht der Vorstand des Vereins einerseits gezielt auf Mitglieder-, Partner- und Gönnersuche, anderseits ist ein Antrag auf einen Anschubbeitrag der öffentlichen Hand im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) gestellt.
Neue Möglichkeiten
Die beiden Gastreferate von Enrico Uffer, Inhaber und Geschäftsführer von Uffer AG, Savognin, und Stefan Zöllig, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Mitinhaber von Timbatec, Holzbauingenieure Schweiz AG, Thun, bewiesen eindrücklich, wie man Innovationen vorantreibt und was man mit dem einheimischen Rohstoff Holz alles erreichen kann. «Wir sind oft super Handwerker, aber schlechte Verkäufer» konstatierte Enrico Uffer selbstkritisch. «Wir dürfen aber stolz auf unsere Holz-Produkte und auf die Innovationskraft in unserer Branche sein».
Beiden Referaten gemein war die Erkenntnis, dass es für die erfolgreiche Umsetzung von Innovationen zukunftsweisende Visionen und neue Ideen sowie leidenschaftliche Unternehmer und verlässliche Partner braucht. «Vom Ziel her denken, von der Realität her entwickeln», ist denn auch das «Rezept» von Stefan Zöllig. «Wir müssen das Ziel visualisieren, uns mental in einer Zeitreise in die Zukunft begeben, von dort zurückblicken und Handlungsstränge, Meilensteine und Termine festlegen». Zöllig und Uffer spielen das in ihren Firmen immer wieder durch. So sind sie in der Lage, mit den richtigen Partnern Hochhäuser mit sieben und mehr Stockwerken komplett aus Holz zu bauen und architektonisch ansprechende mobile Module für Events oder temporäre Bauten anzubieten. Eine Entwicklung, die vor einigen Jahren noch nicht denkbar gewesen wäre.
Innovations-Cluster füllt eine Lücke
Die Podiumsdiskussion mit Enrico Uffer, Stefan Zöllig, Stefan Müller und dem Ausserrhoder Holzbaupionier Hermann Blumer bestätigte die Wichtigkeit der Vernetzung in der Holzbranche. Auf die kritische Frage nach der Notwendigkeit eines weiteren, neuen Akteurs neben den etablierten Branchenverbänden kam zum Ausdruck, dass das Profil und die Herangehensweise des Innovations-Clusters eine willkommene Ergänzung zu den etablierten Verbänden darstellen können. Ein frischer Wind und eine Aufbruchstimmung waren spürbar. In der abschliessenden Konsultativabstimmung bekundete ein grosser Teil der Teilnehmer bereits ihr Interesse an der Mitgliedschaft im Verein, um Zugang zu seinen Aktivitäten zu erhalten.
Informationen: www.holz-saentis.ch
Innovationszelle, «FabLab» und Sensibilisierung
Der «Säntis Innovations-Cluster Holz» ist ein überregionaler, betriebs- und spartenübergreifender Verein, der sich der Förderung von Innovation, Vernetzung und Sensibilisierung rund um den Roh-, Bau- und Werkstoff Holz verschrieben hat. Dafür hat er ein Konzept mit drei Teilprojekten entwickelt:
Innovationszelle
In einem sogenannten Vernetzungsraum ermöglicht, koordiniert, fördert und initiiert der Verein den Austausch und Wissenstransfer von und mit erfolgreichen Unternehmen der Branche in Peergroups, aber auch von und mit Sachverständigen aus Forschung, Wissenschaft, Lehre und Berufsbildung, sei das in Workshops und Arbeitsgruppen, sei das in gemeinsamen Projekten.
FabLab
Eine wachsende Werkstatt mit Arbeits- und Testumgebungen soll die optimale Umgebung für praktische Entwicklungen, Aus- und Weiterbildungen bieten. Hier können Firmen im Rahmen von Produkt-, Projekt- und Prozessentwicklungen Testläufe im digitalen und realen Umfeld machen und Prototypen umsetzen. In Wattwil bietet sich auf dem Areal Austrasse die ideale Gelegenheit, ein «FabLab» einzurichten, das synergetisch in einen grösseren «Werkraum» eingebunden ist. Dieser soll u. a. ein neues «Kurszentrum Holz» (ÜK-Zentrum) für die überbetrieblichen Kurse der St.Galler Sektion von «Holzbau Schweiz» und des regionalen Schreinerverbands in ihren Berufsausbildungen umfassen. Die Gemeinde Wattwil hat dafür als ersten Schritt zur Arealaufbereitung einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, dessen Resultate noch im Mai 2018 präsentiert werden sollen.
Sensibilisierung
Mit Fachevents, auf Messen, an Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie über digitale Plattformen will der Verein für den hohen Wert und die herausragende Qualität der Ostschweizer Holzwirtschaft sensibilisieren. «Dabei geht es nicht nur um unsere Community, sondern auch um die Öffentlichkeit», erklärt Stefan Müller. «Als Zeichen und zur Wahrnehmung der Leistungskraft der Ostschweizer Holzwirtschaft müssen in der Ostschweiz herausragende Referenzobjekte entstehen. Leuchturmprojekte rücken das Thema Holz stärker in ein breites Bewusstsein. Der Innovations-Cluster kann dabei Ideen- und Ratgeber sein.»