Herzstück für E-Autobatterie-Herstellung kommt aus der Ostschweiz

Nur zusammenbauen oder alles selbst herstellen? Vor dieser Frage stehen die Autokonzerne dieser Welt in Sachen E-Mobilität. Seit diesem Jahr setzt nun der erste deutsche Autobauer auf Eigenproduktion von Batteriezellen. Damit sichert sich der Konzern Unabhängigkeit, die er sich einiges kosten lässt: Ab 2020 soll in Niedersachsen für eine Milliarde Euro eine sogenannte «Gigafactory», eine 16-Gigawattstunden-Batteriezellfabrik, entstehen. Der Start der Serienproduktion ist für den Jahreswechsel 2023/2024 geplant. Bisher kaufte besagter Konzern Batteriekomponenten hauptsächlich von asiatischen Zulieferern ein.
Gleiches Aussehen – unterschiedliche Verfahren
Der deutsche Automobilbauer setzt bei seiner Pilotanlage auch auf das Know-how von Bühler+Scherler aus St.Gallen sowie der Bühler Group. Das ist kein Zufall: Bühler bietet innovative Lösungen für die entscheidenden Prozessschritte in der Herstellung von Lithium-Ionen Batterien (LIB). Der revolutionäre, kontinuierliche Mischprozess für Elektrodenpasten ermöglicht deutlich tiefere Kosten für die Massenproduktion.
Zusammen mit dem Uzwiler Mutterkonzern hat Bühler+Scherler in erwähntem Werk in Deutschland einen Extruder – das Herzstück der Pilotanlage – installiert. «Was von aussen ähnlich aussieht, unterscheidet sich im Verfahren doch wesentlich von den Extrudern, die für die Futtermittelindustrie oder für die Schokoladen- oder Pasta-Herstellung eingesetzt werden», erläutert der zuständige B+S-Projektleiter Lukas Hungerbühler.
Umfangreiche Kontrollmechanismen
Für Bühler+Scherler ist es der erste Extruder, der für die Automobilbranche installiert wurde. «Besonders war dabei vor allem die Koordination der werksübergreifenden Elektroinstallationsplanung, des Ausschreibungsverfahrens, sowie der Montagebegleitung. Neben zahlreichen und umfangreichen Regelwerken, die es zu berücksichtigen galt, wachten die Spezialisten des Autokonzerns bis zur Abgabe mit Argusaugen über jedem Handgriff, denn die Bühler-Mitarbeiter im riesigen Werk in Niedersachsen machten.Von den Kabelbefestigungen und -beschriftungen, bis zur detaillierten Materialisierung wurde alles minutiös vorgegeben. Die Projektierung für den LIB-Pasten-Extruder nahm B+S im November 2018 in Angriff. Nach Feinjustierungen und Konfigurationen, die zum Teil in Schutzkleidung erfolgen mussten, konnte die Anlage im Juni 2019 in Betrieb genommen werden.