Harziger Start ins 2017
Das Umfeld für die Ostschweizer Wirtschaft präsentiert sich insgesamt erfreulich. Die Vorzeichnen für eine höhere Dynamik in der Weltwirtschaft stehen gut. Die US-Wirtschaft brummt und das Wachstum in China hat sich bei gut 6.5% stabilisiert und wird sich auch im 2017 auf diesem Niveau halten können. Einige grosse Schwellen- und Entwicklungsländer finden den Weg zurück in die Normalisierung und Erholung. Selbst für die Eurozone wird ein ansehnliches Wachstum prognostiziert. Diese höhere Dynamik in der Weltwirtschaft verleiht der Schweizer und Ostschweizer Konjunktur Rückenwind.
Neue Handelspolitik in den USA
Allerdings schwebt über der Weltwirtschaft das Schwert des wachsenden Protektionismus, angetrieben durch den neuen Präsidenten der USA. Ein Präsident, der Ernst macht mit seinen Wahlversprechen. In der Handelspolitik hat er das das transpazifische Freihandelsabkommen gekündigt und Strafzölle auf Importen in Aussicht gestellt. Auch die Währungspolitik rückt in den Brennpunkt des Interesses. So sieht sich Deutschland dem Vorwurf ausgesetzt, sich mit einem stark unterbewerteten Euro Handelsvorteile zu verschaffen. Resultat dieser Politik seien die ausbeuterischen Handelsbilanzüberschüsse. Das kann der Schweiz und der Ostschweiz nicht gleichgültig sein, zumal der Überschuss in der Handelsbilanz der Schweiz 2016 einen neuen Rekord (37.5 Mrd. Fr.) erreichte. Der Überschuss im Handel mit den USA hat sich seit 2009 verdoppelt und steht nun bei 17.2 Mrd. Franken. Bereits im Oktober 2016, also vor der Wahl des neuen Präsidenten, wurde die Schweiz vom US-Finanzministerium auf die Beobachtungsliste möglicher Währungsmanipulatoren gesetzt. Bisher blieb die Schweiz als Land von handelspolitischen Attacken des US-Präsidenten verschont, was der relativen Kleinheit zu verdanken ist. In der Pharmaindustrie in Basel sorgt Herr Trump allerdings für eine gewisse Hektik, weil er bei den Medikamenten Preissenkungen fordert.
Wie wichtig sind die USA für die Ostschweiz?
Die USA sind für die Ostschweiz hinter Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt mit einem Anteil von gut 15%. Noch deutlicher kommt die Bedeutung der USA im Saldo der Handelsbilanz zum Ausdruck, erzielt die Ostschweiz doch rund die Hälfte des Handelsbilanzüberschusses mit den Vereinigten Staaten. Für gut 900 Mio. Franken wurden im 2016 alkoholfreie Getränke aus der Ostschweiz in die USA geliefert, was der Hälfte des Exportumsatzes dieser Warengruppe entspricht. Die Ausfuhren der Maschinen- und Elektroindustrie in die USA betrugen 480 Mio., Metalle 340 Mio. und Präzisionsinstrumente 250 Mio. Franken. Der US-Anteil dieser Warengruppen bewegt sich zwischen 10% und 18%. Für die exportorientierten Ostschweizer Unternehmen ist nicht nur der direkte Zugang zum US-Markt wichtig, sondern auch derjenige ihrer Kunden in den europäischen Ländern. Besonders treffen würde die Ostschweizer Wirtschaft die geplante „Border Tax“, eine Art Importsteuer von 20%, hinter welcher die Republikanische Partei steht.
Ertragsschwäche trotz Exportwachstum
Die Exporte der Ostschweiz konnten im vergangenen Jahr um 4.3% zulegen und wuchsen stärker als die Exporte der Schweiz mit einem Plus von 3.8%. Die Stärke der Exportregion kommt insbesondere darin zum Ausdruck, dass sich das Wachstum auf sämtliche wichtigen Warengruppen stützt. Die Schwäche zeigt sich hingegen bei der Entwicklung der Erträge. Aufgrund der währungsbedingten Kostensteigerungen nach der Aufhebung der Untergrenze gegenüber dem Euro mussten und müssen vielen Exportunternehmen die Preise senken, so dass trotz Produktivitätssteigerungen sich die Margen verschlechterten. Die Folge davon ist bei vielen Unternehmen eine rückläufige Investitionstätigkeit, was nachhaltige Konsequenzen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit haben kann.
Starke Maschinenindustrie
Im Maschinenbau gewinnt der Aufschwung zunehmend an Dynamik, die Produktion steigt kontinuierlich an und die Kapazitätsauslastung ist auf sehr hohe 94% angestiegen. In der Metallindustrie und der Elektrotechnik ist die Luft aufgrund des grossen Margendrucks etwas dünner geworden. Eine gewisse Schwächephase ist auch in der Kunststoff- und Chemieindustrie festzustellen, die allerdings in den kommenden Monaten überwunden werden sollte. Noch in weiter Ferne scheint ein Aufschwung in der Textil- und in der Papier-/Druckindustrie zu sein.
Scharfer Strukturwandel im Detailhandel
Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage bestätigen den negativen Trend, welchem der Detailhandel seit Beginn des Jahres 2015 ausgesetzt ist. Der Gang über die Grenze ist zum liebgewordenen Konsumritual geworden. Aber die grösste disruptive Kraft ist das Online-Geschäft, welches weitere markante Marktanteilsverschiebungen zur Folge haben wird. Nichts desto trotz erwarten die regionalen Detailhändler in den kommenden Monaten eine Umsatzzunahme und eine Verbesserung des Geschäftsganges.
Bauwirtschaft zufrieden
Die Bautätigkeit ist leicht rückläufig, die Ertragslage etwas schlechter, der Auftragsbestand etwas angespannt, aber alles in allem beurteilen die Baumeister den Gang der Geschäfte doch als befriedigend bis gut. Der Blick auf die kommenden Monate verheisst eine nachlassende Geschäftstätigkeit im Tiefbau. Im Hochbau weisen die Baubewilligungen auf eine weiterhin rege Bautätigkeit im Bereich der Mietwohnungen hin.
Ostschweizer Konjunkturindex
Der Ostschweizer Konjunkturindex ist im Vergleich zum Vorquartal leicht gesunken. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch der Ausblick fallen etwas weniger zuversichtlich aus. Für das etwas tiefere Niveau sind die Bauwirtschaft und die Industrie verantwortlich. Der Teilindex für den Detailhandel ist hingegen leicht angestiegen und weist nun wieder ein positives Vorzeichen aus.
Detaillierte Informationen finden Sie auf: www.sgkb.ch/de/konjunkturumfrage