«Guter Wein ist inspirierend»

Philipp Schwander, Sie entdeckten bereits mit 16 Jahren Ihre Leidenschaft für Wein. Was gab den Ausschlag, dass Sie Ihr Hobby zum Beruf machten?
Meine erste Reise, die ich ohne Eltern unternahm, führte mich zusammen mit einem Kollegen per Zufall nach Bordeaux. Dort war ich fasziniert von den Weinen – daraus entstand eine Passion, die mich bis heute nicht losgelassen hat.
Sie sind der erste Schweizer, der 1996 den Master of Wine bestanden hat. Es heisst, die Prüfung sei sehr streng. Was bedeutet das?
Die Prüfung dauert eine knappe Woche, getestet wird theoretisches Wissen, man muss sich aber auch bei einer Blinddegustation bewähren. Bei meinem Abschluss haben von 100 Teilnehmern exakt 2 Personen die Prüfung bestanden. Die Durchfallquote beträgt in der Regel mindestens 90 bis 95 %.
Die «Selection Schwander» hat seit 2003 bis heute eine Erfolgsstory geschrieben: Worin liegt der Unterschied zu den meisten Weinhandlungen?
Die meisten Weinhandlungen besitzen ein viel zu grosses Sortiment. Ich beschränkte mich von Beginn an auf eine kleine, aber sehr sorgfältige Auswahl. So kann der Kunde sicher sein, einen optimalen Wein in der jeweiligen Preislage zu bekommen, zumal jeder unserer Weine vorgängig einer Blindverkostung mit den besten Konkurrenzmustern unterzogen wird. Weil wir nur wenige Weine anbieten, sind die benötigten Mengen pro Erzeugnis sehr hoch und wir können zu sehr vorteilhaften Preisen einkaufen. Ich bin zudem nicht nur für den Einkauf, sondern auch für den Verkauf zuständig und schreibe alle unsere Werbeprospekte selbst. Dies erlaubt es uns, sehr effizient zu arbeiten und unsere Produkte zu attraktiven Preisen anzubieten. Alle zwei Monate wechselt das Angebot, das immer wieder auch neue Entdeckungen umfasst, die ich vor Ort in den verschiedenen Weinbauregionen gemacht habe.
Wie unterscheiden sich Ihre Spezialfüllungen von den regulären Weinen der Produzenten?
Eine Spezialfüllung lasse ich nur dann keltern, wenn ich mir sicher bin, dadurch den Kundengeschmack viel besser zu treffen. Ein Beispiel: Unser Grüner Veltliner des Winzers Oskar Hager aus dem Kamptal ist seit Jahren ein Bestseller. Würde ich seinen «normalen» Grünen Veltliner importieren, liesse sich vermutlich nur etwa ein Zehntel davon verkaufen, weil die Schweizer den Weisswein nicht so säurebetont und schlank wie die Österreicher, sondern fruchtiger und etwas geschmeidiger mögen. Deshalb fügen wir einen Drittel von Hagers fülliger Novemberlese hinzu. Sie verleiht dem Wein genau das, was der Schweizer Kunde sucht.
Wollten Sie nie selber Wein keltern?
Ich besitze seit fünf Jahren einen kleinen, ganz besonderen Rebberg. Er liegt im Priorat in Katalonien und zählt zu den gesuchtesten Lagen der Region. Die Rebstöcke sind weit über 100-jährig und der von ihnen erzeugte Wein ist eine wahre Freude. Wir werden bald den ersten Jahrgang anbieten. Daneben besitze ich in der Ribera del Duero zusammen mit einem Freund Rebflächen, die wir jedoch an einen Produzenten verpachten.
Wieso sind die Bordeaux in Ihrem aktuellen Angebot so preiswert?
Bordeaux gilt weithin als teuer. Mit dem Blick auf die rund 200 berühmten Châteaux stimmt dies mit Sicherheit. Die restlichen 5800 Produzenten im Bordelais werden fast nie erwähnt. Ihre Weine sind mitunter sogar extrem preiswert. Die grosse Schwierigkeit liegt allerdings darin, die sehr guten und preiswerten zu finden – von denen gibt es tatsächlich nur sehr wenige. Für unser aktuelles Bordeaux-Angebot verkostete ich über siebzig ausgewählte, als besonders gut geltende Gewächse. Von diesen verblieben schliesslich vier für mein Angebot, die meines Erachtens eine wirklich exzellente Qualität für den zu entrichtenden Preis bieten. Der Erfolg bestätigt meine Einschätzung: Wir haben innert kürzester Zeit 80‘000 Flaschen verkauft – und die Kunden bestellen weiter kräftig nach.
Guter Wein muss also nicht teuer sein ....
Nein, das muss er nicht. Wie in der Kunst gibt es auch beim Wein grosse Talente, die weniger offensiv im Anpreisen ihrer Erzeugnisse sind – entsprechend unbekannt und preiswert sind ihre Weine geblieben. Diese aufzuspüren ist allerdings nicht leicht und erfordert viel Sachkenntnis und Arbeit. Letztlich ist es aber das, was ein Konsument von einem Weinhändler erwarten darf.
Zum Schluss: Was muss ein Wein erfüllen, damit er in die «Selection Schwander» aufgenommen wird?
Ganz einfach: Er sollte typisch für das Anbaugebiet sein, aus dem er stammt, und in seiner Preiskategorie mindestens so gut sein wie die besten Konkurrenzweine. Wir haben auch schon darauf verzichtet, aus gewissen Regionen Weine zu importierten, weil sie diese von mir selbst auferlegten Vorgaben nicht erfüllen konnten.
Information zu den Weinen der Selection Schwander gibt es unter www.schwander.ch sowie telefonische Beratung unter 043 433 11 11 (Filiale Zürich) und 071 333 22 33 (Filiale St.Gallen).