Gesundheitsmanagement lohnt sich

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Was können kleine und mittlere Betriebe tun, um die Gesundheit ihrer Angestellten zu fördern? Und wie lässt sich ohne aufwendige Massnahmen in die Gesundheit der Mitarbeiter investieren? Über diese Fragen haben Teilnehmende aus Wirtschaft und Politik an der Fachtagung «Klein und gesund» des Forums BGM Ostschweiz diskutiert.

Rund 50 Personen nahmen an der Veranstaltung bei der Rutishauser AG – Die Blumenfamilie in Züberwangen teil. Rutishauser gehört zu den grössten Gärtnereibetrieben in der Ostschweiz. Das Unternehmen produziert für Grossverteiler Tulpen und Topfpflanzen, die an den beiden Standorten in Züberwangen und Gordola im Tessin kultiviert werden. Hinzu kommen die beiden Gartencenter in Wil und Fällanden sowie der Obst- und Beerenspezialist Häberli in Neukirch. Insgesamt bietet die Firma 160 Arbeitsplätze. Geführt wird die Rutishauser AG als Familienunternehmen bereits in 4. Generation.

Auf einem Rundgang durch den Hauptsitz in Züberwangen konnten die Tagungsteilnehmenden einen Blick in die hochautomatisierten und insgesamt 45 000 Quadratmeter grossen Hallen werfen, in denen die Pflanzen kultiviert werden: Jeder Produktionsschritt wird von Computern überwacht. Die Pflanzentöpfe stehen etwa auf zehn Quadratmeter grossen Containertischen. Per Shuttle, die sich unter den Tischen befinden, können diese frei durch die ganze Halle bewegt und transportiert werden. Der Computer kennt den Inhalt von jedem Container, sodass auch die Bewässerung der Pflanzen vollautomatisch abläuft. Die zuständigen Gärtner steuern die Bewässerung mit mobilen Tablets.

Durch die Automatisierung kann das Unternehmen seinen Personalaufwand tief halten und so als Schweizer Produzent konkurrenzfähig bleiben. Umso spannender war es zu sehen, welchen Stellenwert die Mitarbeiter zwischen technologischer Revolution und künstlicher Intelligenz haben. «Wir sind hier in einem Unternehmen mit einem hohen Automatisierungsgrad. Angestellte lassen sich aber nicht automatisieren. Zu ihnen müssen die Unternehmen besondere Sorge tragen», sagte Christoph Bertschinger. Der Winterthurer ist Organisationsentwickler und Inhaber von B-Gesundheitsmanagement und berät seit über 20 Jahren Gross- und Kleinbetriebe zur betrieblichen Gesundheitsförderung. An die Fachtagung in Züberwangen war er als Referent geladen.

Laut Bertschinger haben kleinere und mittlere Betriebe gegenüber Grossbetrieben einen entscheidenden Vorteil: Der direkte und persönliche Kontakt zwischen der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern sei die beste Ressource, die man für ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement nutzen könne. Anhand eines Fallbeispiels der emotionalen Erschöpfung am Arbeitsplatz zeigte er auf, wie sich diese durch eine gute Führungsqualität vermeiden lässt. «Wenn Sie als Unternehmen in ein betriebliches Gesundheitsmanagement investieren und beispielsweise Umfragen für Mitarbeiter, Stressworkshops und Führungsschulungen einführen, dann lohnt sich das im Faktor Eins zu Fünf», sagte er. «Für jeden investierten Franken bekommen Sie fünf Franken zurück, etwa in Form von weniger Absenzen.»

Gemäss Bertschinger zeichnet sich eine gute Führung unter anderem dadurch aus, dass sie authentisch ist, realistische Ziele steckt, ihre Angestellten in Entscheidungsprozesse mit einbezieht und ihnen Rückmeldungen gibt. Für die Tagungsteilnehmenden hatte Bertschinger ein Handout mit Checklisten, Methoden und Tipps zusammengestellt, mit denen sich das Führungsverhalten in einem Unternehmen reflektieren lässt.

Auch Urs Rutishauser, Mitglieder der Unternehmensleitung der Rutishauser AG, betonte, wie wichtig der persönliche und direkte Kontakt mit den Mitarbeitern sei. Das Unternehmen sei bestrebt, durch regelmässige Informationsveranstaltungen und klare Organisationsstrukturen die Angestellten zu informieren und in Entscheidungen zu integrieren. «Wir sind ein Familienunternehmen und zu dieser Familie gehören die Mitarbeiter genauso wie die nächste Generation, die die Firma eines Tages übernehmen wird. Unser Ziel ist es, Lebensfreude zu vermitteln und unsere Werte wie Bodenständigkeit, langsames Wachstum, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit aufrechtzuerhalten», sagte er.

Informationen über betriebliches Gesundheitsmanagement sowie Hilfsmittel und Kontakte zu Fachpersonen gibt es für interessierte Unternehmen auch seitens des Forums BGM Ostschweiz. Dieses hat zudem vor einem Jahr die Kampagne «Alles im grünen Bereich. 10 Impulse für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz» lanciert. Die entsprechenden Materialien finden sich auf der Homepage www.bgm-ostschweiz.ch.

Zudem organisiert das Forum BGM am 4. Dezember 2018 die Fachtagung «Der geschätzte Wert von Wertschätzung» im Kantonsratssaal in St.Gallen. «Wir veranstalten solche Fachtagungen wie heute regelmässig, da uns die kleineren und mittleren Betriebe besonders am Herzen liegen», sagte Annette Nitsche vom Forum BGM Ostschweiz am Ende der Veranstaltung. «Die KMUs sind der Motor unserer Wirtschaft und Gesellschaft.»

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Forum BGM Ostschweiz – Das Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung

Der Verein Forum BGM Ostschweiz ist das Kompetenzzentrum in der Region, wenn es um die Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz geht. Das Forum BGM Ostschweiz führt das Wissen und die Erfahrungen zu betrieblicher Gesundheitsförderung aus Forschung und Praxis zusammen, bereitet dieses Wissen praxisgerecht auf und unterstützt Betriebe bei der Umsetzung. Im Verein engagieren sich Unternehmen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, Bildungs- und Forschungsinstitutionen.

www.bgm-ostschweiz.ch