FDP-Nationalrätin wirbt für SP-Kandidatin

«Auch FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher wählt Laura Bucher am 19. April in den Regierungsrat», jubelt die SP des Kantons St.Gallen auf ihrer Facebook-Seite. Dort lächelt einem Vincenz-Stauffacher mit der Aussage «Ich wähle Beat Tinner und zusätzlich Laura Bucher in den Regierungsrat – weil es in der Regierung unbedingt eine zweite kompetente Frau braucht» an (Screenshot).
Die Parteileitung sei im Vorfeld über Susanne Vincenz-Stauffachers Effort informiert worden, so FDP-SG-Geschäftsführer Christoph Graf. Er betont aber, dies sei die persönliche Meinung von Susanne Vincenz-Stauffacher, nicht diejenige der Partei. Graf schätzt das Engagement als eine Art Gegenleistung für den Support von linker Seite ein, den Vincenz-Stauffacher bei der Wahl in den Nationalrat im Herbst 2019 geniessen konnte.
Susanne Vincenz-Stauffacher wurde damals mit Stimmen der Linken in den Nationalrat gewählt - dies als Dankeschön der SP für den Verzicht Stauffachers auf eine Ständeratskandidatur im Oktober 2019, womit sie direkt Paul Rechsteiner konkurriert hätte.
Diesen Verzicht wiederum begründete die Anwältin aus Abtwil mit "Respekt gegenüber der offiziellen Unterstützung meiner Ständeratskandidatur durch die SP Frauen Kanton St.Gallen". Gemeint ist hier die Ersatzwahl im Mai 2019, als Vincenz-Stauffacher gegen Benedikt Würth antrat.
Klingt kompliziert? Ist es auch. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Eine Hand wäscht die andere. Ob man es der FDP noch abnimmt, dass sie «für eine freie Marktwirtschaft» einstehen will, wenn sich eine ihrer – bekanntesten – Exponentinnen öffentlich für eine Kandidatin einer Partei einsetzt, die «den Kapitalismus überwinden» will?