Hohe Dieselpreise verteuern Transportlogistik

Hohe Dieselpreise verteuern Transportlogistik
Josef Jäger
Lesezeit: 4 Minuten

Transport- und Logistikunternehmen wie die Wiler Camion Transport AG leiden unter dem hohen Diesel-Preis. Obwohl die zusätzlichen Kosten auf die Kunden abgewälzt werden können, hofft Direktor Josef Jäger, dass sich der Preis bald auf tieferem Niveau stabilisieren wird.

Der Diesel-Preis ist im vergangenen halben Jahr stark gestiegen: Ende Januar kostete ein Liter Diesel noch 1.82 Franken, Ende Juli waren es bereits 2.37 Franken. Das belastet Transport- und Logistikunternehmen wie die Camion Transport AG massiv. «Pro zehn Rappen Preisveränderung an der Tanksäule rechnen wir mit einem Prozent Auswirkung auf die Trans- portlogistikpreise», sagt Josef Jäger, Direktor und Mitinhaber der Camion Transport AG mit Hauptsitz in Wil.

Sieben bis acht Prozent teurer

Die zusätzlichen Kosten werden auf die Kunden übertragen. Allerdings, betont Jäger, würden diese auch von tieferen Energiepreisen profitieren. Die Camion Transport AG hat vor gut 15 Jahren eine Art Diesel-Index eingeführt. Das heisst: Den Kunden werden nicht nur steigende Energiepreise belastet, sondern auch sinkende gutgeschrieben. «Der Index ist auf unserer Website für jedermann ersichtlich, und wir passen ihn quartalsweise an», sagt der Direktor. Zurzeit seien es etwa sieben bis acht Prozent, welche die Kunden zusätzlich bezahlen müssen. Für viele eine grosse Belastung. Trotzdem hätten die meisten Verständnis. «Dies insbesondere, weil wir das Ganze transparent machen und viele in der Vergangenheit auch schon eine Gutschrift erhielten.» Verständnis haben heisst aber nicht, dass die Kunden die zusätzlichen Kosten gerne berappen. Die meisten täten es zähneknirschend und in der Hoffnung, dass die Energiepreise bald wieder sinken. Von Letzterem geht der Unternehmenschef auch aus. «Ich denke, der Dieselpreis wird sich in den nächsten Monaten auf leicht tieferem Niveau – etwa zwei Franken pro Liter – stabilisieren.»

Ökologie schon lange ein Thema

Die Camion Transport AG wurde vor 97 Jahren unter dem Namen «Lagerhaus AG Wil» gegründet und gehört heute zu den führenden Transport- und Logistikfirmen der Schweiz. Das Familienunternehmen beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter an 15 Standorten in der Schweiz und zählt über 600 Fahrzeuge, hauptsächlich Diesel-Lastwagen nach neuester Schad- stoff-Norm. Die Camion Transport AG setzt sich jedoch nicht erst seit der Energiekrise mit den Themen Ökologie und alternative Modelle auseinander. Bereits 1985 nahm das Unternehmen einen Stückgut-Shuttle auf der Schiene zwischen Wil und Genf in Betrieb. Daraufhin folgte der sukzessive Ausbau eines schweizweiten dualen Transportkonzepts (Schiene und Strasse), dieses ist nun das Herzstück des Transportunternehmens und ein wichtiger Träger des Erfolgs. Seit 2010 befasst sich ausserdem eine interne Arbeitsgruppe mit dem Thema «Transportökologie», wobei das Projekt «Eco Balance by Camion Transport» initiiert wurde. «Wir sind überzeugt, dass wir als Unternehmen eine Menge für die Umwelt tun können», sagt Josef Jäger. Bei «Eco Balance by Camion Transport» geht es nicht ausschliesslich darum, in eine moder- ne und umweltschonende Fahrzeugflotte zu investieren, sondern auch Infrastruktur wie die Heizungsanlage und Dienstleistungen wie Citylogistik oder Routenplanung in Sachen Nachhaltigkeit zu optimieren und Mitarbeiter in ihrem um- weltbewussten Denken und Handeln zu fördern. Viele der Massnahmen wie eine Holzschnitzelheizung wurden bereits umgesetzt. «Wir verbessern unsere Umweltperformance, indem wir unseren eigenen Energieverbrauch minimieren und auf gekaufte Zertifikate verzichten.»

  

«Alternative Modelle lassen sich heute betriebswirtschaftlich noch nicht rentabel betreiben.»

Wenig markttauglich

Mittlerweile hat die Camion Transport AG zehn Elektro- und zwei Wasserstoff-Lastwagen in Betrieb. «Sie sind aber immer noch drei bis vier Mal so teuer wie konventionelle Fahrzeuge», kritisiert Jäger. «Das heisst, die alternativen Modelle lassen sich betriebswirtschaftlich noch nicht rentabel betreiben, sie sind wenig markttauglich.» Ob und wann sich dies ändern werde, sei schwierig zu sagen. Entscheidend sind für den Unternehmenschef momentan die Stromversorgung – «und die sieht mit der drohenden Stromverknappung nicht besonders gut aus» – sowie die Möglichkeiten, diese Fahrzeuge künftig zu betanken. «Wir schaffen es heute beispielsweise nicht, in unserem Betrieb in Schwarzenbach 30 Lastwagen gleichzeitig mit Strom aufzutanken», sagt er und fügt an: «Denn dann würde es in der ganzen Region dunkel werden.» Die Technik alternativer Konzepte sei ansatzweise in ein paar wenigen Fahrzeugmodellen vorhanden. Bis diese aber in grossem Stil eingeführt werden könne und deren Nutzung rentabel sei, werde es noch einige Jahre dauern, ist er überzeugt.

«Mittlerweile hat die Camion Transport AG zehn Elektro- und zwei Wasserstoff-Lastwagen in Betrieb.»

Roboter und teilautonomes Fahren

Ebenfalls Zukunftsmusik in der Transport- und Logistikbranche sind eine verstärkte Kreislaufwirtschaft, selbstfahrende Fahrzeuge und moderne Lager-Roboter. So jedenfalls sieht es der Direktor der Camion Transport AG. Die Roboter sollen Menschen unter anderem beim Be- und Entladen von Lastwagen unterstützen. Josef Jäger kann sich auch gut vorstellen, dass irgendwann im Shuttleverkehr zwischen Terminals wie Schwarzenbach und Rümlang teilautonome Fahrzeuge unterwegs sind. Immer vorausgesetzt, dass der Gesetzgeber mitmache und auch in intelligente Fahrbahnen investiere. «Es braucht auch Signale von den Fahrbahnen in die Fahrzeuge hinein und nicht nur Fahrzeuge, die sich selbst überwachen.» Erste Versuche mit teilautonomen Fahrzeugen, sogenannten Flurförderfahrzeugen, hat das Wiler Transport- und Logistikunternehmen in nächster Zeit geplant.

Text: Marion Loher

Bild: Thomas Hary

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