Wie Kultur eine Stadt positionieren kann

Wie Kultur eine Stadt positionieren kann
René Walther
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Vom Summerdays Festival über das Saurer-Museum bis zu historischen Frauenrundgängen: Arbon ist bekannt für sein vielfältiges kulturelles Angebot. Für Stadtpräsident René Walther ist die Kultur ein bedeutender Faktor, wenn es um die Attraktivität einer Stadt geht.

Jedes Jahr strömen am letzten August-Wochenende Tausende von Musikfreunden aus der ganzen Deutschschweiz und dem nahegelegenen Ausland ans Summerdays Festival nach Arbon. In diesem Sommer waren es 22 000 Menschen, die an den beiden Tagen zur Musik von Toto, Stephan Eicher, Max Giesinger oder Joya Marleen tanzten und feierten. Die Begeisterung war auf und insbesondere vor der Bühne gross, die Atmosphäre am See einzigartig.

Das «Summerdays» ist seit seiner ersten Durchführung vor 13 Jahren nicht mehr aus dem Schweizer Festivalkalender wegzudenken, und es ist in den Sommermonaten nebst den Arbon Classics und dem Kino Open Air einer der Höhepunkte in der Agenda von Arbon. Kulturell hat die Stadt am Bodensee allerdings über das ganze Jahr hinweg gesehen noch einiges mehr zu bieten. Denn auch das Saurer-Museum, die Kunsthalle, das historische Schlossmuseum oder das Presswerk haben eine Ausstrahlung bis weit über die Stadt. Zudem gibt es Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Rundgänge, wie jener der Zeitfrauen, die auf unterhaltsame Weise die Frauen der Vergangenheit aufleben lassen.

«Die Kultur hat einen indirekten Einfluss auf die Wirtschaft.»

Kulturelles Angebot ist mitentscheidend

«Die Kultur ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es darum geht, eine Stadt als attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu positionieren», sagt Stadtpräsident René Walther. «Insbesondere für junge Leute kann es sehr interessant sein, wenn es an ihrem Wohnort ein vielfältiges Freizeitangebot gibt und am Abend oder am Wochenende etwas läuft.» Viele der jungen Menschen heutzutage wollten auch nicht mehr unbedingt Vollzeit arbeiten, und da komme ihnen ein lebendiges Vereinsleben sehr entgegen. Walther ist überzeugt, dass ein kulturelles Angebot – in Kombination mit attraktivem Wohnraum – auch den Entscheid eines Arbeitnehmers, einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitgebers, einer Arbeitgeberin, sich in Arbon niederzulassen, beeinflussen kann. «Bei mir war das jedenfalls so», sagt der 53-Jährige und schmunzelt. René Walther ist seit Anfang September 2022 Stadtpräsident von Arbon. Er war auf Dominik Diezi gefolgt, der in den Thurgauer Regierungsrat gewählt wurde. Walther hatte zuvor während zwölf Jahren die Geschicke der Gemeinde Münsterlingen geführt. «Ich war glücklich in Münsterlingen. Eine andere Stadt als Arbon wäre für mich denn auch nicht infrage gekommen», sagt er. Als Diezis Weggang bekannt wurde, stellte Walther sich zur Wahl. Und er freut sich, dass es geklappt hat. «Arbon ist eine tolle Stadt: Sie ist gut gelegen, hat ein grosses kulturelles Angebot und ein intaktes  Vereinsleben.» Das war ihm, der gerne sowohl an einem Konzertabend der heimischen Stadtmusik teilnimmt als auch einen Event im Presswerk besucht, wichtig. «Die Kultur hat einen indirekten Einfluss auf die Wirtschaft», sagt er. Dies in Franken und Rappen zu beziffern, sei unmöglich. Sagen könne er lediglich, dass Arbon keine Kulturindustrie habe, die viel Umsatz generiere. «Unsere Kultur ist klein, fein und qualitativ hochstehend, und – das ist besonders wichtig – sie wird von innen nach aussen getragen.» Das heisst: Ein grosser Teil des kulturellen Angebots in der 14 000-Seelen-Stadt am Bodensee komme von den Menschen, die dort leben. «Wir haben praktisch keine externen Organisationen, die bei uns eine Halle oder einen Saal mieten, um einen Event durchzuführen.»

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«Insbesondere für junge Leute kann es interessant sein, wenn es an ihrem Wohnort ein vielfältiges Freizeitangebot gibt.»

Neue Kampagne zur Standortförderung

Die Stadt ist Mitglied beim Verein Kulturpool Oberthurgau, der das kulturelle Leben in der Region fördert. Die Kultur sieht der Stadtpräsident denn auch als eine der grossen Stärken der Stadt. Und diese Vorzüge, zu denen auch die Stadt als Wohn- und Arbeitsort sowie als Tourismusdestination gehört, sollen künftig besser vermarktet werden. Deswegen wurde Mitte vergangenen Oktober die neue Standortförderungskampagne «Initiative Zukunft Arbon» lanciert. «In Arbon herrscht eine unglaubliche Dynamik», sagt Walther. «Die Initiative soll auch nach aussen verdeutlichen, wie sich die Stadt entwickelt.» Auswärtige würden die Besonderheiten der Stadt noch zu wenig kennen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber seien deshalb gleichermassen angesprochen. «Wir wollen zeigen, dass es bei uns interessanten Wohnraum in einem softurbanen, kulturell vielfältigen Umfeld gibt.» Ziel des Projekts, das von der Arbeitgebervereinigung Region Arbon, vom Gewerbe Thurgau und der Stadt Arbon gemeinsam ins Leben gerufen wurde, ist es, in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft möglichst grosse Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem soll es die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Wohnort stärken und die Zusammenarbeit vor Ort und in der Region verbessern. Geplant ist, noch in diesem Jahr einen Verein zu gründen, der die Trägerschaft der «Initiative Zukunft Arbon» übernimmt. «Wir erhoffen uns mit der Kampagne, Arbon als Wohn- und vor allem Arbeitsort stärken zu können.»

Text: Marion Loher

Bild: Marlies Thurnheer

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