Wirtschaft

Gesalzenere Preise im Restaurant

Gesalzenere Preise im Restaurant
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Ähnlich wie in der Hotellerie beschäftigt die Energiekrise auch die Gastronomen. Walter Tobler, Gastropräsident St.Gallen, und Ruedi Bartel, Gastropräsident Thurgau, über die Stimmung in der Branche, Preiserhöhungen für Gäste und Glaskugellesen.

«Die Menschen geniessen es wieder, ins Restaurant zu gehen und sich verwöhnen zu lassen. Die Anfragen für Reservationen, sei es im Gastrobereich oder auch im Catering, haben enorm zugenommen», freut sich der Thurgauer Gastropräsident Ruedi Bartel. Und auch im Kanton St.Gallen klingeln die Kassen vermehrt.

 

Preisaufschläge für Gäste

Während sich die Branche langsam von der Pandemie zu erholen scheint, verunsichert aber bereits die nächste Krise: Mit der Er- höhung der Lebensmittel- und Energiepreise und dem akuten Fachkräftemangel stehen Restaurants und Bars erneut vor grossen Herausforderungen. Die Verteuerung der Lebens- und Strompreise zwingt die Gastronomie dazu, Preiserhöhungen für die Gäste vor- zunehmen – einen sogenannten Energiekostenbeitrag zu erlassen. «Anders geht es nicht. Wir können die Zuschläge von den Lieferanten nicht selbst tragen», sagt der St.Galler Gastropräsident Walter Tobler. Und Bartel ergänzt: «Alles auf die Gäste abzuwälzen, wäre nicht richtig – es braucht eine Mischrechnung.» Besonders bedroht sind Restaurants, die ihren Strom auf dem freien Markt beziehen – denn es kann davon ausgegangen werden, dass im freien Markt die Preise um ein Vielfaches steigen. Bei neuen Verträgen gar bis zum Zehnfachen. Grossverbraucher würden laut Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer nur überleben können, «wenn der Bund ihnen unter die Arme greift». Für Tausende Betriebe müsse eine Lösung gefunden werden, so die Forderung.

 

«Die Covid-19-Kredite sitzen noch vielen Gewerblern im Nacken.»

Keine einheitliche Lösung

Dass es «eine» Lösung gibt, glaubt Walter Tobler nicht. «Wir haben zu Beginn der Energiekrise versucht, eine Art Leitfaden für die Betriebe zu machen, haben aber schnell gemerkt, dass das nichts bringt. Es braucht sehr individuelle Lösungen; jedes Restaurant und jede Bar muss für sich herausfinden, welche Massnahmen wirksam sind.» Dies könnten gemäss Ruedi Bartel beispielsweise eingeschränkte Öffnungszeiten sein oder eine effizientere Produktion in der Küche. Auch die Umrüstung auf energiesparendere Geräte wie einem Induktions- statt eines Gasherds wäre sinnvoll. Doch für solche Investitionen fehle es den gebeutelten Betrieben an finanziellen Mitteln. «Die Covid-19-Kredite sitzen noch vielen Gewerblern im Nacken, da diese amortisiert werden müssen», so der St.Galler Gastropräsident.

 

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Kommt es im Winter zu einer Strommangellage, müsste der Bund Massnahmen beschliessen. Wie diese für die Wirte aussehen könnten, will sich Bartel nicht ausmalen: «Sollten wieder Einschränkungen und Verbote die Gastronomie belasten, könnte es zu weiteren Schliessungen in unserer Branche kommen.» Auch Tobler kann sich nicht vorstellen, dass man in der Schweiz für mehrere Stunden den Strom abstellen müsse. «Ich lese nicht gerne in Glaskugeln. Wir werden die Situation laufend beobachten und wie immer flexibel reagieren müssen.» Sollte es tatsächlich erneut zu Einschränkungen für die Branche kommen, werde man auch über Entschädigungszahlungen reden müssen – doch davon will man in der Region noch nichts wissen. «Ich bin selbst im Thurgauer Grossen Rat. Da ist diese brisante Frage noch nicht zur Sprache gekommen, weil es bis jetzt nicht nötig war, über finanzielle Unterstützung zu diskutieren», sagt SVP- Kantonsrat Ruedi Bartel.

Text: Miryam Koc

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