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«Wachstumspotenziale konsequent angehen»

«Wachstumspotenziale konsequent angehen»
Jens Breu: Marktanteile gewonnen.
Lesezeit: 4 Minuten

Die SFS Group AG aus Heerbrugg ist erfreulich gut durch die vergangenen zwei Krisenjahre gekommen. Dies nicht zuletzt dank regional organisierten Lieferketten, Flexibilität und Kostendisziplin. CEO Jens Breu hat mit dem LEADER über vergangene und künftige Herausforderungen für das Unternehmen gesprochen.

Jens Breu, der Geschäftsgang in der Schweizer MEM-Industrie hat sich gemäss Swissmem im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt. Wie lief das Jahr 2021 für SFS?
2021 war für die SFS Group ein sehr ereignisreiches Jahr. Unverändert blieb die Covid-19-Pandemie das bestimmende Thema. Die Erholung des Marktumfeldes, die sich bereits ab dem dritten Quartal 2020 abzeichnete, setzte sich im Verlauf des ersten Semesters 2021 fort. Im zweiten Semester schwächte sich die Dynamik wieder ab. Insgesamt erarbeiteten wir im Vergleich zum Geschäftsjahr eine deutliche Umsatzsteigerung von elf Prozent auf 1 893,1 Millionen Franken – ein Wert, der auch deutlich über dem Ergebnis von 2019 liegt und die gute Positionierung von SFS über den Zyklus hinweg bestätigt.

Etwas verhagelt haben die positive Bilanz 2021 laut Swissmem die Probleme bei den Lieferketten, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind. Welche Auswirkungen hatten die Liefer- und Materialengpässe bei der SFS?
Einerseits führten die Probleme in den Lieferketten zu zeitweise reduzierten Abrufen seitens unserer Kunden – dies war insbesondere in den Absatzmärkten Automotive und Electronics spürbar –, andererseits ergaben sich für uns Herausforderungen für die eigene Supply-Chain. Dank unseren regional organisierten Lieferketten, die sich im Vergleich zum Wettbewerb als robuster erwiesen, konnten wir insgesamt von einer besseren Lieferfähigkeit profitieren und sogar Marktanteile gewinnen.

Der Ukraine-Krieg könnte aber zu noch grösseren und länger anhaltenden Problemen bei den Lieferketten führen.
Aufgrund unserer Ausrichtung sind die direkten Auswirkungen auf SFS eher gering. Unser Umsatz in den betroffenen Staaten liegt im tiefen einstelligen Prozentbereich, inklusive unserer neulich akquirierten Hoffmann Group. Die indirekten Auswirkungen sind da von viel grösserer Bedeutung, aber zu diesem Zeitpunkt schwer abschätzbar. Grundsätzlich dürften wir auch in dieser Krise von unserer sehr breiten Aufstellung hinsichtlich End- und Absatzmärkten profitieren.

Welche Massnahmen ergreift die SFS, um allfällige Engpässe bei den Lieferketten doch zu überbrücken?
Natürlich arbeiten wir intensiv daran, auftretende Herausforderungen in unseren Lieferketten anzupacken und Lösungen zu finden. Viel relevanter sind für uns aber die Auswirkungen auf die Abrufe unserer Kunden bei uns. Mit ausgeprägter Nähe zu unseren Kunden, starker Flexibilität und Lieferbereitschaft sowie hoher Kostendisziplin werden wir zusammen mit ihnen diese Herausforderungen meistern.

 

«Für uns hat die Sicherstellung eines maximalen Kundenfokus höchste Priorität.»

Einige Experten sind der Meinung, dass die lang anhaltenden Probleme bei den Lieferketten das Ende der Globalisierung einläuten könnten. Wie sehen Sie das?
Wir gehen davon aus, dass bei Beschaffungsentscheiden zukünftig Aspekte wie Versorgungssicherheit durch kürzere und robustere Lieferketten oder auch Transportkosten höher gewichtet werden. Gleichzeitig wird der Wunsch global agierender Kunden nach Partnern, die sie weltweit mit Produkten und Leistungen unterstützen können, bestehen bleiben. Mit unserer erwähnten Strategie der lokalen Lieferketten sind wir gut aufgestellt. Dies gilt auch für ein Szenario, in welchem die Industrialisierung in Amerika oder Europa wieder zunehmen würde.

Zurück in die Region: Wie beurteilen Sie die aktuellen Rahmenbedingungen für die MEM-Branche in der Ostschweiz?
Grundsätzlich als gut; wir sind mit unseren profilierten Produktionsaktivitäten in der Schweiz im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig. Eine generelle Herausforderung ist der starke Schweizer Franken. Solange sich die Währungsrelationen aber langsam verschieben, können wir diese durch die hohe Innovationskraft der Angestellten kompensieren.

Und wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Die Herausforderungen hinsichtlich Verfügbarkeit von Fachkräften und Energie dürften zukünftig grösser werden und müssen mit geeigneten Massnahmen adressiert werden.

Das heisst, Sie finden nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter?
Die Situation ist je nach Berufsgattung unterschiedlich. Grundsätzlich gelingt es in der Regel noch, die gesuchten Fachkräfte zu rekrutieren – aber es wird schwieriger. Insbesondere wird auch die Besetzung von Lehrstellen herausfordernder.

Der geplante Innovationspark Ost in St.Gallen soll auch die MEM-Branche stärken. Was halten Sie von diesem Projekt?
Die Ansiedelung des Innovationsparks ist wichtig und hat Leuchtturmcharakter. Wichtig ist, dass der Innovationspark sich gut ins bestehende Netzwerk von Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen einfügt und deren Leistungsfähigkeit stärkt.

Wo liegen im laufenden Jahr die Prioritäten bei der SFS?
In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld hat für uns die Sicherstellung eines maximalen Kundenfokus höchste Priorität. Investitionen in den gezielten Ausbau von Produktionskapazitäten und damit zur Realisierung von anspruchsvollen Wachstumsprojekten werden weiterhin konsequent umgesetzt.

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«Es gelingt noch, Fachkräfte zu rekrutieren – aber es wird schwieriger.»

Das heisst konkret?
Grossprojekte im laufenden Geschäftsjahr sind der Start der Erweiterung der Produktionsplattform in Nantong (China), der Bezug der neuen Halle 6 am Standort in Heerbrugg, mit der 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, und die ersten Go-lives der neuen ERP-Generation S/4HANA. Unverändert gilt ein strategischer Fokus dem Ausbau der globalen Fertigungsplattform für die Herstellung von Produkten für Anwendungen in der Medizinaltechnik. Und natürlich werden wir nach der am 11. Mai erfolgten Transaktion mit Hoffmann die Arbeiten zur Erschliessung der sich ergebenden Wachstumspotenziale konsequent angehen.

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