Wirtschaft

Weniger Karton, mehr Papier

Weniger Karton, mehr Papier
Daniel und Elisabeth Model
Lesezeit: 3 Minuten

Die auf Verpackungslösungen spezialisierte Model-Gruppe aus Weinfelden hat 2022 zwar weniger Wellkartonverpackungen und -bögen produziert. Dafür stieg der Umsatz auf ein Rekordniveau – um 14 Prozent auf 1,21 Milliarden Franken. Der Anstieg sei auf einen höheren Durchschnittspreis der Well- und Vollkartonverpackungen wegen markant gestiegener Papier-, Karton und Energiepreise zurückzuführen, sagt CEO Daniel Model. Jetzt wollen die Thurgauer ins Papiergeschäft einsteigen.

Die Model-Gruppe steigerte im vergangenen Geschäftsjahr ihren konsolidierten Gruppenumsatz von 1,07 Milliarden Franken auf 1,21 Milliarden – plus 14 Prozent. Dieser ergab sich durch einen höheren Durchschnittspreis der Well- und Vollkartonverpackungen wegen markant gestiegener Papier-, Karton und Energiepreise, obwohl 2022 die Nachfrage nicht nur nach Model-Verpackungen zurückgegangen ist. «Der teilweise markante Konsumrückgang führte auch zu einer sinkenden Nachfrage nach Wellkartonverpackungen. Da sich gleichzeitig in der vorgelagerten Wertschöpfungsstufe der Papierherstellung die Energiekosten wegen der Sanktionspolitik und der Pipelinezerstörung vervielfachten, ergab sich trotz Nachfragerückgang eine Preissteigerung», sagt Model-CEO Daniel Model. Noch 2021 boomte der Online-Handel infolge der Coronapandemie.

Nicht nur beim Umsatz konnte Model einen Spitzenwert verbuchen

Auch die Investitionen erreichten mit 152 Millionen Franken (gegenüber 156 Millionen 2021) wieder einen sehr hohen Wert. «Investitionsschwerpunkte waren eine vollautomatisierte Intralogistik in Weinfelden, neue Abwasserreinigungsanlagen für Eilenburg DE und Weinfelden, zwei neue Wellkartonmaschinen inklusive Neubauten für Nymburk CZ und Bilgoraj PL und erste Ausgaben im Kontext der Grossbaustelle in der Papierfabrik in Eilenburg», so Daniel Model, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Elisabeth führt.  Diese Papierfabrik hatte Model Mitte 2021 dem finnisch-schwedischen Stora-Enso-Konzern für 35 Millionen Euro abgekauft. Vorläufig produziert die Fabrik noch grafische Papiere, versucht sich aber bereits auch mit Verpackungs- papieren – schon vor dem Umbau. Zwischen August 2023 und Februar 2024 soll sie abgestellt und für leichte Verpackungspapiere umgebaut werden. «Auf die Umrüstung der sächsischen Papierfabrik entfällt denn auch der Löwenanteil jener über 200 Millionen Franken, die wir als Investitionen für 2023 planen», sagt Model. In Eilenburg will das Unternehmen ausschliesslich Verpackungspapiere produzieren. Für sich oder auch für Dritte? «Wir benötigen mehr Papier, als wir selbst produzieren, weshalb diese Steigerung vorerst intern verbraucht wird. Mittelfristig, nach Anlauf der Papierfabrik in Sachsen, wird es aber tatsächlich umgekehrt sein, sodass wir Papier am freien Markt absetzen werden.»

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«Wir benötigen mehr Papier, als wir selbst produzieren.»

Papier auch für Wettbewerber

Die Model-Gruppe stellte 2022 in ihren 15 Produktionsstandorten in der Schweiz, in Deutschland, Polen, Tschechien und Kroatien noch knapp 1,4 Milliarden Quadratmeter Wellkartonverpackungen bzw. Wellkartonbögen her – ein Minus von 13 Prozent. Die Herstellung von Verpackungspapieren für die Wellkartonherstellung hat hingegen um 14 Prozent auf 466 000 Tonnen zugenommen. An den Kartonfaltschachtelstandorten konnte das Produktionsvolumen um fünf Prozent auf 19 030 Tonnen erhöht werden. Model rechnet damit, dass sich der Absatzrückgang von fertigen Verpackungen auch im laufenden Jahr fortsetzen wird. Mit der hauseigenen Papierfabrik baut sich das Thurgauer Unternehmen ein zweites Standbein auf, sodass es in Zukunft auch als Verkäufer auf dem interessanten Papiermarkt auftreten kann. Und wer soll die Model-Papiere aus Eilenburg kaufen? «Unsere Marktbegleiter im Verpackungsgeschäft werden die Abnehmer sein», sagt Model.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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