Gast-Kommentar

Fünf Empfehlungen im Prozess des Generationenmanagements

Fünf Empfehlungen im Prozess des Generationenmanagements
Rolf Brunner ist Partner und VR-Mitglied Continuum AG, St.Gallen
Lesezeit: 2 Minuten

Im Kontext der Unternehmensnachfolge spielt das Generationenmanagement eine entscheidende Rolle für die nachhaltige Sicherung des Familienunternehmens. Die folgenden fünf Empfehlungen bieten eine praxisorientierte Anleitung, wie Unternehmerfamilien den komplexen Übergabeprozess erfolgreich gestalten können. Von der Diskussion der Nachfolgestrategie bis hin zur offenen Kommunikation – diese Richtlinien unterstützen Familien dabei, ihre individuellen und kollektiven Interessen in Einklang zu bringen.

Text: Rolf Brunner

1. Nachfolgestrategie besprechen
Die Unternehmerfamilie, einschliesslich der angeheirateten Personen, muss die Nachfolgestrategie der Unternehmerfamilie diskutiert und verstanden haben. Danach gilt es, diese auf Basis einer ganzheitlichen Familienstrategie umzusetzen und zu leben.

2. Verantwortlichkeiten festhalten
Die Unternehmerfamilie sollte das Rollenverständnis der einzelnen Personen geklärt haben. Die jeweiligen Stärken und Schwächen der Familienmitglieder müssen identifiziert werden. Daraus lassen sich dann auch die Verantwortlichkeiten ableiten und darüber hinaus der «Kümmerer» bestimmen, der einerseits periodisch wechseln kann und andererseits für die Organisation und als Ansprechpartner zuständig ist.

3. Identifizierung potenzieller ‹Eigentümer› auf der Grundlage der herausgearbeiteten Rollen und Verantwortlichkeiten
Die Familie bespricht eingehend und findet heraus, wer aus welchen Gründen das grösste Interesse am Familienunternehmen hat und auch bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, insbesondere im Notfall. Dies kann bedeuten, mehr über die Rolle zu lernen und die Fähigkeiten zu definieren und zu erwerben, die für die Übernahme der Rolle erforderlich sind.

Bei Bedarf sollte die Familie Talente ausserhalb der Familie identifizieren, die sie an Bord holen kann. Ein individuell auf jedes Familienmitglied zugeschnittenes Förder- und Forderprogramm (FFP) unterstützt diese Absicht nachhaltig. Die Familie trifft sich regelmässig (Familientreffen und/oder Familienrat), um sicherzustellen, dass die Ziele bei der Übergabe erreicht werden können.

4. Erstellen Sie einen Entscheidungsbaum, der auch diejenigen einbezieht, die nicht am Unternehmen beteiligt sind
Wenn ein Familienmitglied nicht im Familienunternehmen tätig ist, sollte es dennoch einerseits über die Belange des Unternehmens informiert sein und andererseits die Gewissheit haben, dass seine Kinder eines Tages die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben werden wie er selbst. Die Unternehmerfamilie kann den Mechanismus ihres Entscheidungsbaumes einführen, um zu visualisieren, wer wann bei welcher Entscheidung ‹etwas› zu sagen hat. Der Entscheidungsbaum identifiziert die zentralen Entscheidungen aus Sicht der Unternehmerfamilie.

Dadurch können mögliche Risiken eingedämmt werden. Etwa Investitionen ab einer bestimmten Höhe: Das Familienmitglied kann mitentscheiden, ohne Weisungscharakter und ohne sich in Entscheidungen einzumischen, die letztlich aus operativer Sicht zu treffen sind (Internationalisierungsstrategie, Marketingstrategie etc.).

5. (Herzliche) Heuchelei ansprechen
Die Familienmitglieder sollten offen miteinander umgehen, besonders wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse geht. «Authentizität ist das, was übrigbleibt, wenn ich aufhöre zu versuchen, deine Wahrnehmung von mir zu kontrollieren» (B. Bartlett). Deswegen vermeiden Familien oft herausfordernde Gespräche aus Angst, Zwietracht zu säen. Wir leben lieber mit unserer falschen Perspektive, als zu riskieren, falsch gesehen zu werden. So hat die nächste Generation Angst, dem Vater oder der Mutter die Wahrheit zu sagen und verfolgt ihre Interessen ausserhalb des Familienunternehmens. Dadurch können wertvolle Ressourcen in einem wettbewerbsintensiven Markt verloren gehen.

In Zeiten radikalen Wandels kann sich eine Familie neu erfinden und durch offene, ehrliche und aufrichtige Kommunikation ein Gleichgewicht zwischen individuellen und kollektiven Familieninteressen finden.

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