Schmerzfrei zurück in den Alltag

Schmerzfrei zurück in den Alltag
Dr. med. Dorethee Riescher
Lesezeit: 3 Minuten

Die Rehaklinik Schloss Mammern hat sich schon lange über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Die leitende Ärztin Dr. med. Dorethee Riescher spricht im Interview darüber, worauf es bei der muskuloskelettalen Rehabilitation ankommt.

Dorethee Riescher, was bedeutet muskulo-skelettale Rehabilitation genau?
Das ist die Vorbereitung des Patienten auf das Leben zu Hause. Der Patient kommt meistens nach einem operativen Eingriff am Bewegungsapparat in unsere Einrichtung. Häufig nach einem Gelenkersatz, etwa nach Knie- oder Hüft-Endoprothesen, aber auch nach Wirbelsäulenoperationen oder Verletzungen nach Unfällen wird unser Angebot wahrgenommen.

Sie haben die muskuloskelettale Rehabilitation in der Klinik Schloss Mammern weiterentwickelt. Welche besonderen Programme bieten Sie?
Wir legen besonders Wert darauf, dass ein für den Patienten adäquates individuelles Behandlungsprogramm zusammengestellt wird. Wir beginnen mit einem Standardprogramm für Knie- oder Hüftendoprothesen, Wirbelsäuleneingriff etc. Nach einem persönlichen Eintrittgespräch wird dieses Programm für die Bedürfnisse und Ziele des Patienten individualisiert. Hierbei geht es in erster Linie um Kraftaufbau, Mobilität, Sicherstellung der Wundheilung, gute Schmerzabdeckung und selbstständiges Leben nach dem Eingriff.

Worauf kommt es an, um ein optimales Behandlungsprogramm für jeden Patienten zu erstellen?
Ein ausführliches Aufnahmegespräch ist für uns selbstverständlich und zwingend erforderlich, um die körperlichen und mentalen Schwächen und Stärken des Patienten zu kennen und darauf basierend ein persönliches Behandlungsprogramm aufbauen zu können. Jeder Mensch ist verschieden und empfindet operative Eingriffe anders. Ebenso ist die Anspruchshaltung jedes Patienten an die Fähigkeiten nach dem Rehabilitations-Aufenthalt individuell. Darauf gehen wir sehr sensibel ein.

Welche verschiedenen physiotherapeutischen Therapien werden in Mammern angewendet, um die muskuloskelettale Genesung zu unterstützen?
Wir verfügen über ein umfangreiches Therapieangebot mit Einzelphysiotherapie, Gruppentherapie, Seminaren und Massage zur Detonisierung der verspannten Muskulatur – hauptsächlich für Patienten, die noch Stützen benötigen. Die Lymphdrainage unterstützt massgeblich die Verbesserung der Schwellneigung des operativen Beines. Die medizinische Trainingstherapie, Ausdauer- und Koordinationstrainings sind wichtig, damit der Patient während der Rehabilitation Kraft aufbauen kann, um dann im häuslichen Umfeld genügend Energie zu haben, den Alltag zu bewältigen.

Können Sie uns Einblick in die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit geben?
Da unsere Patienten häufig mehrere Krankheitsbilder aufweisen und z. B. neben ihrer frischen Hüftoperation auch noch unter einem Diabetes oder einer Herzkrankheit leiden, haben wir die Möglichkeit, im Team eng interdisziplinär zusammenzuarbeiten, da in unserem Haus Internisten und Kardiologen tätig sind. Zusätzlich verfügt Mammern über eine pulmonologische und onkologische Rehabilitation unter Betreuung entsprechender Fachärzte.

Welche Bedeutung hat die Ernährung in der muskuloskelettalen Rehabilitation?
Eine grosse! Deshalb bieten wir eine Ernährungstherapie an, da unsere Patienten häufig nach grossen operativen Eingriffen einen Eiweissmangel aufweisen, den wir im Blut feststellen können und der den für die Rekonvaleszenz notwendigen Muskelaufbau limitieren könnte. Nach Unfällen oder bei chronifizierten Schmerzen ist ausserdem eine psychotherapeutische Begleitung zur mentalen Unterstützung des Patienten sinnvoll, die unsere Psychologin im Haus anbietet.

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«Jeder Mensch empfindet operative Eingriffe anders.»

Nach Mammern kommen Patienten von weit her angereist. Wie passen Sie die Rehabilitation auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Patientengruppen an?
Die Anpassung erfolgt im Rahmen des Aufnahmegespräches. Bei Patienten aus dem Ausland können wir dank unserer multikulturell eingestellten Klinik auf viele sprachliche Besonderheiten eingehen – bis hin zu Arabisch.

Zum Schluss: Wie blicken Sie als leitende Ärztin für muskuloskelettale Rehabilitation und Schmerztherapie in der Klinik in die Zukunft?
Ich kann mir keinen besseren Arbeitsplatz wünschen und gehe mit Optimismus und positiven Gedanken in die Zukunft. Nach meiner Tätigkeit im operativen Bereich – über 20 Jahre in der Traumatologie und Orthopädie – fühle ich mich hier angekommen und kann meine langjährige Erfahrung zum Wohle der uns anvertrauten Patienten voll einbringen. Die Zusatzausbildung als Schmerztherapeutin ist nach meiner Einschätzung für unsere Patienten sehr wertvoll, da gerade die Schmerztherapie und die Führung von chronischen Schmerzpatienten mit all ihren Problemen immer mehr zunimmt – und solche Patienten auf Wunsch nach dem Austritt aus unserem Haus ambulant weiter betreut werden können. Gerade für Schmerzpatienten ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt essenziell, da chronische Schmerzen unweigerlich auch zu psychischen Problemen führen.

Text: Miryam Koc

Bild: Nina Scheiwiller

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